Extrusion 1-2020

Die Recycler investieren derzeit kräftig Immer mehr internationale Konsum- güterhersteller versprechen, in ab- sehbarer Zeit nur noch recyclingfähi- ge Produkte auf den Markt zu brin- gen. Gibt es schon genügend Kapazi- täten dafür? Manfred Hackl : In den letzten Jahren sind schon viele Kapazitäten aufgebaut worden, und es werden weiter viele auf- gebaut. Treiber ist natürlich die Nachfra- 45 Extrusion 1/2020 Interview mit Manfred Hackl, CEO Erema GmbH Synergien aus einer intensiveren Zusam- menarbeit auch mit den Kunststoffher- stellern. Oft ist das Rezyklat, das man bekom- men kann, von schlechter Qualität. Können Ihre Maschinen das verarbei- ten? Lichtenauer : Unsere Maschinen können auch verunreinigtere Rezyklate verarbei- ten, aber es ist die große Frage, ob man am Ende mit dem Ergebnis zufrieden ist. Darüber müssen wir gemeinsam mit den Rohstoffherstellern und den Verarbeitern sprechen. In der Regel wird der Kunst- stoff aus Rezyklat eher grau sein. Die Fra- ge ist, ob das akzeptabel ist. Die Farbe legt am Ende der Brandowner fest, also derjenige, der die Produkte für den End- verbraucher herstellt. Eine große Heraus- forderung bei PCR ist, dass man seine Beschaffenheit schwer voraussagen kann. Im Unterschied zu immer gleichem Virgin-Material schwankt die Verarbeit- barkeit von PCR von Charge zu Charge, weil der Müll nicht immer gleichen Ur- sprungs ist. Wir müssen also sehen, wie Kautex Maschinenbau GmbH Kautexstr. 54, 53229 Bonn, Deutschland /www.kautex-group.com wir trotz Schwankungen eine höhere Prozessstabilität erreichen. Wie könnte das funktionieren? Lichtenauer : Wir haben angefangen, ein einheitliches Vorgehen bei den Versu- chen aufzusetzen. Wir fahren eine Ma- schine immer mit denselben Einstellun- gen und Bedingungen wie zum Beispiel Form und Material ein. Dann verändern wir das Material, um zu erkennen, wie sich dieses auf die Produktqualität und auf die Maschine auswirkt. Wenn man schlechtes Material ein- führt, kommt nicht am Ende auto- matisch etwas Schlechtes heraus? Lichtenauer : Nicht zwangsläufig. Wenn das Material zum Beispiel Einschlüsse aufweist, haben diese meist Einfluss auf die Qualität und rufen unerwünschte Veränderungen in der Wanddicke hervor. Mit Hilfe der aufgezeichneten Prozessda- ten kann man nachvollziehen, welche Einstellungen an der Maschine, vor allem an der Extrusion, vorgenommen werden müssen. Auf diese Weise lassen sich be- stimmte Wanddickenveränderungen ver- meiden und man kann auch bestimmte Materialeigenschaften sicherstellen. Was halten Sie von Biokunststoffen? Welche Zukunft sehen sie dafür? Lichtenauer : Ich denke, dass Biokunst- stoffe grundsätzlich eine Zukunft haben. Es ist aber eine Frage der Verhältnismä- ßigkeit. Würde man für Biokunststoffe Regenwald abholzen, ginge das sicher am Ziel vorbei. Zudem geht es darum, Monokulturen zu vermeiden. Nicht alle Biokunststoffe kommen aus einer nach- haltigen Produktion. Aber es braucht, wie überall, Pioniere, die damit anfan- gen. Vielen Dank für das Gespräch, Herr Lichtenauer.

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