Extrusion 1-2023
20 Circular Economy – Interview Extrusion 1/2023 Was macht die Plastic Bank? David Katz : Plastic Bank ist ein soziales Unternehmen, das der Welt dabei hilft, das Einbringen von Kunststoffen ins Meer zu stoppen und gleichzeitig das Leben von Sammlergemeinschaf- ten zu verbessern. Wir bauen ethische Recyclingsysteme in schutzbedürftigen Küstengebieten auf und bereiten die Kunst- stoffabfälle für die Rückführung in die globale Lieferkette auf. Wir richten Müllsammelstellen in Ländern ein, die über keine an- gemessene Infrastruktur für die Abfallentsorgung verfügen. Die Mitglieder erhalten als Gegenleistung für die gesammelten Ma- terialien eine Prämie, die ihnen hilft, ihre Lebenssituation zu ver- bessern. Die Grundidee ist, den Wert von Plastik aufzuzeigen, Abfall in Wertstoffe zu verwandeln und damit zur Bekämpfung von Armut beizutragen. Wie finanziert sich Ihr Unternehmen? Katz : Wir sind eine selbstfinanzierte Organisation. Wir lassen das gesammelte Material von Partner-Verarbeitern zu soge- nannten Social-Plastic-Rohstoffen aufbereiten und verkaufen es an Unternehmen weltweit. Unser Recyclingmodell ermöglicht den Kreislauf von Materialien und hat positive soziale Auswir- kungen auf die Sammlergemeinschaften. Wir haben auf diese Weise schon mehrere zehntausend Tonnen verkauft. Wir haben einige hundert Mitarbeiter, die an unserem Firmensitz in Van- couver und in unseren Außenstellen in Indonesien, Ägypten, Brasilien, den Philippinen, Nigeria, Thailand und Kamerun ar- beiten. Die EU wird Quoten für Rezyklate einführen. Derzeit gibt es aber nur geringe Mengen. Kann Plastic Bank hier helfen? Katz : Auf jeden Fall. Wir können das Material von den Orten, an denen es gesammelt wird, nach Europa bringen. Denn hier braucht man es dringend als Ersatz für Rohstoffe. Doch es geht um mehr als nur um Angebot und Nachfrage. Die Frachtkosten und der CO 2 -Fußabdruck, die sich aus dem Langstreckentrans- port ergeben, sind nach wie vor eine Herausforderung für die Re- cyclingindustrie. In einer perfekten Welt sollte jedes Land in der Lage sein, den kompletten Kreislauf seines Abfalls zu bewältigen – Sammlung, Wiederaufbereitung und Wiedereingliederung. Bis die Menschheit dazu in der Lage ist, bemühen wir uns weiterhin darum, recycelte Materialien dort verfügbar zu machen, wo sie gebraucht werden. Verglichen mit dem Fußabdruck eines neuen Kunststoffprodukts, das aus Erdöl hergestellt wird, ist der CO 2 - Fußabdruck, der durch den Transport entsteht, sehr klein. Außer- dem haben die Container, die wir verwenden, schon einmal Waren transportiert und kehren leer zurück. Das machen wir uns zunutze. Die Kunststoffindustrie hat zuletzt viele neue Technologien und Verfahren entwickelt, die Zirkularität ermöglichen. Ist das der richtige Weg? Katz : Der Weg ist richtig, man erkennt hier eine Veränderung der Einstellung. Aber viele große Konzerne und Industriezweige, die Plastik verwenden, bremsen hier noch, doch im Grunde müssen wir die Entwicklung noch beschleunigen. Wir müssen mehr Über- zeugungsarbeit leisten, damit die Circular Economy nicht als Bürde, sondern als Chance begriffen wird. Man kann die Men- schen nicht zwingen, viele bleiben dennoch bei ihrer Meinung. Wir müssen zeigen, dass die Zirkularität funktioniert und vor allem, dass sie allen nützt; erst dann wird sich das Verhalten nach- haltig verändern. Ich bin davon überzeugt, dass in Zukunft dieje- nigen Unternehmen im Wettbewerb am erfolgreichsten sein werden, die am nachhaltigsten agieren. Wenn wir an den Kreislauf denken, ist der Anfang entscheidend, also die Entwicklung von Produkten, die tatsächlich recycelbar sind, oder? Katz : Ein Produktdesign zur Wiederverwertbarkeit ist natürlich sehr wichtig. Als nicht recycelbar gilt aber auch Material, für das es keine Recyclingmöglichkeit in seiner lokalen Umgebung gibt. Man kann eine hochqualitative PET-Flasche haben, aber wenn es keine Infrastruktur zum Sammeln und Zurückgeben gibt, ist diese Flasche nicht wirklich recycelbar. Nicht nur sollte das Ma- terial recycelbar sein, sondern es sollte weltweit auch eine In- frastruktur vorhanden sein, die es ermöglichen, dieses zur Wiederverwendung, Wiederverwertung und Wiedereingliede- rung zurückzuführen. Plastic Bank war im Oktober erstmals auf der Branchen- leitmesse K. Waren Sie zufrieden? Katz : Ja, wir waren begeistert über die Resonanz auf unserem Stand. Wir waren mit neun Leuten da, aber wir konnten gar nicht mit allen reden, die mit uns sprechen wollten. Es sind auch „Wir müssen zeigen, dass die Zirkularität allen nützt“ Interview mit David Katz, Gründer der Plastic Bank
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