Extrusion 3-2023

23 Extrusion 3/2023 ➠ Institut für Kunststofftechnik (IKT) der Universität Stuttgart www.ikt.uni-stuttgart.de neuen Werkes „Recycling“ und Global In- novation Director, INEOS Styrolution, ver- tiefte in seinem Vortrag das mechanische und chemische Recycling und erläuterte, dass in Europa heute nur weniger als 20 Prozent der gesamten Kunststoffabfälle recycelt werden. Wie Kronimus sieht auch Niessner keinen Konflikt zwischen me- chanischem und chemischem Recycling: Prof. Bonten vom IKT Stuttgart beteuerte die Notwendigkeit einer CO 2 -neutralen Kunststoffbranche, und welchen Beitrag Kunststoffe aus Biomasse leisten können. Im Wesentlichen geht es bei biobasierten Kunststoffen darum, fossile durch nach- wachsende Rohstoffe zu ersetzen. Gene- rell warnte Prof. Bonten auch vor falschen Erwartungen an bio-abbaubare Kunst- stoffe. Seine Philosophie: „Bio-abbaubare Kunststoffe am besten nur in Produkten einsetzen, die zwangsläufig in die Um- welt gelangen. Klimaneutralität erreichen wir nur durch bio-basierte Kunststoffe.“ Im letzten Vortrag des ersten Tages erleb- ten die Teilnehmer zusammen mit Prof. Bernhard Rieger vom Lehrstuhl für Ma- kromolekulare Chemie der TU München einen begeisternden Vortrag über CO 2 - basierte Kunststoffe. Prof. Rieger be- glückte das Publikum mit einem kleinen Chemieunterricht über chemische Kataly- satoren als Schlüssel für die energiearme Nutzung von CO 2 . So kann CO 2 auch als Ausgangsmaterial für Kunststoffe genutzt werden. Im ersten Vortrag des zweiten Tages legte Dr. Thomas Drescher (Leitung Vorent- wicklung und Fahrzeugbeurteilung der Volkswagen AG) dar, wie die Zukunft der Automobile bei Volkswagen aussieht und welche wichtige Rolle dabei grüner Strom spielt. Zu dieser Veranstaltung lud das Institut für Kunststofftechnik (IKT) der Universität Stuttgart ein. Dieses Jahr untergliederte es sich erstmals in eine virtuelle und in eine Präsenzveranstaltung. Im virtuellen Teil wurden vom 28. Februar an drei Nachmittagen die herausragenden Forschungsergebnisse zur Kunststofftech- nik der Universität Stuttgart in 44 Vorträ- gen per Live-Streaming in zwei Parallel- sessions präsentiert. Diese kamen aus ver- schiedenen Instituten: dem Institut für Kunststofftechnik (IKT), dem Institut für Materialprüfung, Werkstoffkunde und Festigkeitslehre (IMWF), dem Institut für Flugzeugbau (IFB), dem Institut für Mi- krointegration (IFM), den Deutschen Ins- tituten für Textil und Faserforschung (DITF) sowie dem Institut für Konstruktion und Fertigung in der Feinwerktechnik (IKFF). Die Wissenschaftler*innen zeigten ihre neuesten Ergebnisse, untergliedert in die Schwerpunkte Werkstoffe, Verarbeitung, Faserwerkstoffverbunde, Biokunststoffe, Rheologie, Additive Fertigung und Zer- störungsfreie Prüfung. Sie arbeiten an neuen Möglichkeiten und Lösungsansät- zen für die nachhaltige Kunststofftechnik der Zukunft, wie Prof. Christian Bonten in seiner Begrüßung am ersten Tag betonte. Die Resonanz war hervorragend mit über 450 Teilnehmern und zahlreichen Fragen am Ende eines jeden Vortrags. Die Vor- tragsinhalte sind beim Veranstalter IKT in Form eines Tagungsumdruckes in gebun- dener oder digitaler Form verfügbar. In einer zeitlich getrennten Präsenzveran- staltung am 9. und 10. März 2023 unter dem Leitthema „Klimaneutrales Europa 2050 – Aufgaben der Kunststoffbranche“ trafen sich erstmals wieder nach vier Jah- ren Vertreter*innen der Industrie mit namhaften Wissenschaftler*innen in Stuttgart. Am ersten Tag begrüßte Prof. Marc Kreutzbruck vom Stuttgarter IKT die über 170 Teilnehmenden der Präsenzveranstal- tung. Als erster Vortragender stellte Dr. Alexander Kronimus, Geschäftsführer Kli- maschutz und Kreislaufwirtschaft bei Plastics Europe Deutschland, die aktuel- len Daten der Kunststoff-Abfallmassen, und wie diese sich bis 2060 entwickeln werden, dar. Dr. Norbert Niessner, Buchautor des 28. Stuttgarter Kunststoffkolloquium Dr. Gerrit Hülder (BOSCH Forschung und Vorausentwicklung) zeigte in seinem Vor- trag, wie die verschiedenen Automobil- OEM in den letzten Jahren den Einsatz von Rezyklaten mehr und mehr begünsti- gen oder gar fordern. Michael Carus, Geschäftsführer des ThinkTanks nova-Institut GmbH, stellte insbesondere die „Renewable Carbon In- itiative“ vor. Auch Carus ist sich sicher, dass CO 2 -basierte Kunststoffe „funktio- nieren“ und gab einen Hinweis auf eine entsprechende Studie aus seinem Haus. Stefanie Bierwirth vom DIN-Normenaus- schuss Kunststoffe erklärte, wie die Recy- cling-Normung eine "Circular Economy" unterstützt. Im weiteren Verlauf des Kolloquiums stellte Prof. Kreutzbruck (IKT) die immer bedeutsamere Recycling-Forschung am IKT dar. Er beleuchtete die Wichtigkeit des Übergangs von der heutigen linearen hin zu einer Kreislaufwirtschaft und sieht das chemische Recycling als einen Recy- clingschritt, für den Fall, dass die Werk- stoffqualität nicht mehr garantiert werden kann. Im letzten Vortrag des Tages berichtete Frank Mack, Abteilungsleiter Verfahrens- technik bei der Firma Coperion, von den Herausforderungen beim mechanischen Recycling. Im Anschluss an das Stuttgar- ter Kunststoffkolloquium lud die Firma Coperion zu einer Besichtigung ihrer Re- cycling-Aktivitäten in der Stuttgarter Nie- derlassung ein. Live-Streaming der Fachvorträge beim virtuellen Teil des 28. Stuttgarter Kunststoffkolloquiums

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