Extrusion 3-2024

35 Extrusion 3/2024 zesswasser wird in geschlossenen Kreisläufen geführt und Ab- wärme bestmöglich genutzt. Das Umweltprogramm von egeplast nennt ausdrücklich den Ein- satz von energieeffizienten Maschinen, und dieses Ziel galt auch für die Kälteversorgung der hoch modernen Extrudieranlagen in der neuen Produktionshalle für Microducts. Ein Kältebedarf (Kühlleistung) von 2,2 MW gibt einen Hinweis auf die Größen- ordnung, in der produziert wird, und zeigt zugleich: Jede effi- zienzsteigernde und/oder energiesparende Maßnahme kann eine große Hebelwirkung in Bezug auf Kosten, Emissionen und Nachhaltigkeit entwickeln. Vier identische Kältemaschinen Nach diesen Maßgaben projektierte und installierte L&R eine Kälteanlage, die 18 °C kaltes Wasser für die Kühlung der Pro- duktionsanlage liefert und mit einer Rücklauftemperatur von 22 °C der Rückkühlung zuführt. Um die Anlage geschützt in einem Technik-Container aufzustellen und betriebssicher auszu- führen, ist der Leistungsbedarf auf vier identische Kältemaschi- nen mit je 550 kW Kühlleistung und jeweils vier Leistungsstufen aufgeteilt ( Bild 2 ). Aufgeteilt ist auch – wie bei Split-Kältemaschinen üblich – die Bauweise mit Kondensatoren für die Abführung der Wärme im Außenbereich. Sie wurden platzsparend auf einer Bühne ober- halb des Containers montiert. Da es sich hier in der Extrusions- technik um ein drucklos entleerendes System handelt, wurde die Pumpen-Tank-Anlage im Untergeschoss der neuen Produkti- onsanlage ( Bild 3 ) aufgestellt. Natürliches Kältemittel mit niedrigem GWP Eine zentrale Frage bei der Projektierung jeder Industriekältean- lage ist die nach dem Kältemittel. Natürliche Kältemittel mit ex- trem geringer klimaschädigender Wirkung (ausgedrückt in den Faktoren GWP/ Global Warming Potential und OPD (Ozone De- pletion Potential) stehen zur Verfügung. Sie sind (im Unterschied zu manchem chemisch erzeugten Kältemittel) kostengünstig und – aller Voraussicht nach – weltweit dauerhaft verfügbar. Au- ßerdem ermöglichen sie die Konstruktion von sehr effizienten Kälteanlagen. Die Nutzung eines nachhaltigen Kältemittels muss also nicht durch Einbußen bei der Leistung „erkauft“ werden. Ex-Schutz gehört dazu Ein solches Kältemittel ist Propan (R290; GWP = 3, ODP = 0), und eben dafür entschieden sich die Verantwortlichen von ege- plast auf Empfehlung von L&R. Dass viele Unternehmen (noch immer) einen anderen Weg gehen und den Einsatz des eigent- lich idealen Kältemittels Propan scheuen, hat hauptsächlich mit einer Eigenschaft dieses Gases zu tun: Propan ist entzündlich. Allein die zahlreichen von L&R projektierten Propan-Kälteanla- gen zeigen jedoch, dass jeder Anwender diesem Risiko profes- sionell, das heißt mit einem Explosionsschutzkonzept und einer entsprechenden Gaswarnanlage begegnen kann. Dr.-Ing. Tobias Hallmann: „Wir haben das intensiv geprüft und sind zu dem Schluss gekommen, dass der Aufwand vertretbar und der Nut- zen vor allem mit Blick auf die Energieeffizienz der Kälteerzeu- gung und auf die Umweltauswirkungen der Anlage sehr hoch ist.“ Im Fokus: Die Effizienz Wie effizient Kälteanlagen mit Propan im „klassischen“ indus- triellen Kältespektrum sein können, wird an zwei Kennzahlen der neuen Kältestation von egeplast deutlich. Weil die Verdich- ter der Kältemaschinen nah an der Verdampfungstemperatur ar- beiten, erreichen sie eine Leistungszahl (EER) von 6,62 bei 29 °C Kondensationstemperatur und von 4,15 bei 47 °C Kondensa- tion. Das sind exzellente Werte, die einen dauerhaft effizienten Betrieb mit niedrigem Energieverbrauch gewährleisten. Dazu leistet nicht nur das Kältemittel einen Beitrag, sondern auch die Ingenieurskunst (und die Erfahrung) von L&R. Weitere Faktoren, die eine dauerhaft hohe Effizienz gewährleisten, sind die in Ei- genregie programmierte SPS-Steuerung und die hochwertigen Komponenten der Kältestationen. Gleitende Kondensationstemperaturregelung Wenn Kälteanlagen mit Umsicht und mit Rücksicht auf die Effi- zienz geplant werden, ist eine gleitende Kondensationstempe- raturregelung heute eigentlich ein Muss – so auch bei egeplast. Die von L&R entwickelte Vari-Kon verringert die Kondensations- temperatur in Abhängigkeit von der Außentemperatur – mit dem Ergebnis einer erheblich verringerten Leistungsaufnahme Bild 2: Der Leistungsbedarf der Kälteversorgung ist auf vier identische Kältemaschinen mit je 550 kW Kühlleistung aufgeteilt, die jeweils in einem Container untergebracht sind (© L&R Kältetechnik) Bild 3: Üblich bei der Kälteversorgung von Extrusionsanlagen: die Pumpen-Tank-Kombination im Keller (© L&R Kältetechnik)

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