Extrusion 4-2022
36 Circular Economy – Aus der Forschung Extrusion 4/2022 Damit Plastikabfall reduziert wird und eine Kreislaufwirtschaft funktionieren kann, sind Mehrwegsysteme essenziell. Forschende des Fraunhofer UMSICHT und des Fraunhofer IML, die im Fraunhofer Cluster of Excellence Circular Plastics Economy CCPE zusammen- arbeiten, haben für die Stiftung Initiative Mehrweg (SIM) drei kunststoffbasierte Mehr- Mehr Mehrweglösungen für Kunststoffverpackungen N ur 13 Prozent der in Deutschland produzierten Kunststoffe werden aus Rezyklaten hergestellt, im Verpackungsbereich sind es sogar nur elf Prozent. Außerdem wird nur ein sehr gerin- ger Teil für den ursprünglichen Zweck wiederverwendet, in der Regel dominieren Kaskadennutzungen (Downcycling). Darüber hinaus ist Deutschland einer der größten Exporteure von Plastik- müll weltweit. EU und Bundesregierung haben auf die Kunst- stoffproblematik reagiert: Die Produktion einiger Einweg- plastikprodukte ist verboten, für PET-Getränkeflaschen wurde eine Rezyklatquote vorgeschrieben, und seit Anfang 2022 ist die Pfandpflicht für Einweggetränkeflaschen auf sämtliche Geträn- kearten ausgeweitet worden. “Green Deal und Taxonomie-Ver- ordnung der EU geben die richtige Richtung für ein nachhaltiges Wirtschaften vor. Aus unserer Sicht gibt es aber folgendes Pro- blem: Die im europäischen Abfallrecht seit Jahrzehnten geregelte Abfallhierarchie definiert eine Rangfolge bei Erzeugung und Um- gang mit Kunststoffabfällen. Darin ist das Recycling der Mehr- fachnutzung nachgelagert. Die Umsetzung dieser Abfall- hierarchie findet bislang aber kaum statt”, erklärt Jürgen Bert- ling vom Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Ener- gietechnik UMSICHT und Projektleiter der Studie. Zirkularität, Performance und Nachhaltigkeit Insbesondere für Kunststoffverpackungen existieren derzeit vor- wiegend Einweglösungen. Einige Mehrwegsysteme finden sich im B2B-Bereich, zum Beispiel in der Automobilindustrie und beim Obst- und Gemüsetransport. Im B2C-Bereich sind sie eher die Ausnahme wie beispielsweise die Transportkisten für Le- Plastik reduzieren für eine nachhaltige Zukunft – zum Beispiel mit Mehrwegtransport- kisten aus Kunststoff. Sie sind robust, klapp- bar und bieten einen guten Produktschutz (Bild: © Mario Iser) wegsysteme mit ihren Einwegalternativen verglichen. Das Ergebnis: Mehrweg ist Einweg in 14 der 17 untersuchten Kategorien über- legen und bietet großes Potenzial zum Gelingen einer Kreislaufwirtschaft. Was fehlt, sind klare politische Rahmenbedingungen und die Umsetzung der bestehenden Abfallhierar- chie, die Mehrweg eigentlich priorisiert.
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