Extrusion 5-2022
47 Extrusion 5/2022 Dosiergenauigkeit wird hier als Überbegriff für das Einhalten der geforderten Sollwerte einer Dosierstation beziehungsweise eines Dosiergeräts (das mehrere Einzelstationen umfasst) ver- standen. Die Angabe setzt die Abweichung des Realwerts in Bezug zum Sollwert. Wichtig ist in diesem Zusammenhang die genaue Kenntnis der Rahmenbedingungen, die zur Ermittlung der Angabe genutzt wurden. Denn mangels eines allgemein gül- tigen Standards bestehen hier Spielräume, etwa durch Zuhilfe- nahme eines besonders gut fließenden Testmaterials. Unter solchen „Laborbedingungen“ ermittelte Angaben sind nur bedingt auf die Praxis übertragbar. Sie können allerdings als Optimum dessen betrachtet werden, was mit diesem Gerät machbar ist. Bilden mehrere Dosierstationen ein Dosiergerät – häufig wird in diesem Zusammenhang auch von einem Dosier- system gesprochen – das eine Mischung mit konstantem Ge- samtdurchsatz erzeugen soll, hat die Dosiergenauigkeit der einzelnen Stationen einen direkten Einfluss auf die Rezeptur- treue. Dosiertoleranz kennzeichnet die zulässige Abweichung. Dem Anforderungsprofil des herzustellenden Produkts ist die Dosier- toleranz zu entnehmen. Sie ist eine Angabe über die größte zu- lässige Abweichung vom Sollwert für den Dosierstrom, die Dosiermenge oder das Rezepturverhältnis. Die Anforderung gilt als erfüllt, wenn alle realen Dosierergebnisse beziehungsweise alle Stichproben eines Genauigkeitstests innerhalb des Tole- ranzbandes liegen. Dass die Dosiertoleranz einzuhalten ist, wird als gegeben vorausgesetzt. Dosierschwankungen / Dosierkonstanz – Für die meisten An- wendungen spielt die Beurteilung der Dosierkonstanz und damit der Gleichmäßigkeit des Dosierergebnisses eine entscheidende Rolle. Im Hinblick auf einen Genauigkeitstest ist jedoch zu be- rücksichtigen, dass sich der Rhythmus der Probenentnahmen auf die Auflösung der zeitlichen Dosierschwankungen auswirkt. Das heißt, dass schnelle Dosierschwankungen (zum Beispiel im Do- siermassestrom), die kürzer sind als die für die Messung zu Grunde liegenden Zeitintervalle, nicht erkannt werden können. Zudem ist die statistische Sicherheit der Auswertung von der An- zahl der Proben über die gesamte Versuchsreihe abhängig. Folg- lich ist eine statistische Methode anzuwenden, bei der sich die umfangreichen Wertetabellen (von mindesten 30 bis oft mehr als 100 Positionen) eines Testlaufs so standardisieren lassen, dass auf einen Blick eine Bewertung sowie ein Vergleich möglich sind (zum Beispiel Berechnung der mathematisch definierten Stan- dardabweichung). Dosierergebnis in der Praxis Im Alltag wirken sich viele Faktoren mehr oder minder stark auf die Dosiergenauigkeit und damit auf das Dosierergebnis aus. Daher ist die theoretische Ermittlung eines allgemein gültigen Wertes ohne Bezug auf normierte Randbedingungen praktisch nicht möglich. Bei der Auslegung hingegen können Applikati- onsingenieure durchaus die unterschiedlichen „Störparameter“ berücksichtigen, um deren Auswirkung entweder ganz zu un- terbinden oder wenigstens zu minimieren. Je sorgfältiger der Applikationsspezialist diese Parameter berücksichtigt, umso näher kann er an die bestmögliche Dosiergenauigkeit des Do- siersystems unter Laborbedingungen herankommen. Zwar macht die Investition in die Dosiertechnik nur ein Bruchteil des- sen aus, was etwa für die Verarbeitungsmaschine erforderlich ist. Doch zu bedenken sind die gravierenden Auswirkungen einer ungeeigneten Dosiertechnik. Um die geeignete Lösung zu finden, müssen deshalb zahlreiche Aspekte in die Überlegungen eingehen, beispielsweise • Handelt es sich bei der Anwendung um einen kontinuierli- chen (Extruder) oder zyklischen Prozess (Spritzgieß- maschine)? Gravimetrisches Dosiersystem für den Extrusions- und Compoundierbereich
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