Extrusion 7-2018
Ist über die Investition in ein Messgerät zu ent- scheiden, geht es abgesehen von den Kosten oft darum, welches „das Beste“ ist. So lassen sich Kenn- daten, bei denen „mehr“ oder auch „weniger“ als „besser“ angesehen wird, scheinbar problemlos vergleichen. Diese Vereinfachung birgt Tücken: so ist zum Beispiel in der Digitalfotografie die Größe des Sensors und damit des einzelnen Pixels im Allgemeinen wichtiger als die Gesamtzahl der Pixel. Die Angabe der Pixelzahl ist in der Regel das relevante Verkaufsargument. Daher ist es sinnvoll, die Kenndaten zu einem Messgerät, ihre Definition und ihr Zusammenspiel genauer zu hinterfragen. Häufig fehlen erweiterte Angaben zu den Bedingungen, unter denen diese Kenndaten gelten, wie zum Beispiel Temperatur, Positions- abhängigkeit etc. S pezifikationen enthalten meist die folgenden Kenndaten: „Messbereich“, „Absolute Genauigkeit“ (auch „Richtig- keit“), „Wiederholgenauigkeit“ (auch „Präzision“) und „Mess- rate“. „Messbereich“ bedeutet: Objekte bis zu dieser Größe sind messbar. Manchmal ist hier aber auch der Sichtbereich an- gegeben – also der Bereich, in dem sich die Messobjekte bewe- gen dürfen. Bisweilen fehlt auch die Angabe über die minimal und/oder die maximal messbare Größe. Umgangssprachlich ist die „Genauigkeit“ die Gesamtheit aller Messfehler. Für die Be- 50 Messtechnik Extrusion 7/2018 Bedeutung von „Messrate“, „Mittelung“ und „Genauigkeit“ bei der Investition in ein Messgerät urteilung eines Messgerätes muss aber differenziert werden: die „absolute Genauigkeit“ meint den Vergleich eines mittleren Messwertes mit einem zertifizierten Normal, die „Wiederholge- nauigkeit“ ist definiert als Streuung der Messwerte unter glei- chen Bedingungen und somit eine charakteristische Angabe für das Rauschen des Messwerts eines Messgeräts selbst. Die An- gabe eines Zahlenwerts für die „Wiederholgenauigkeit“ allein ist nicht ausreichend. So kann es sein, dass ein Anbieter hier die Standardabweichung von Einzelwerten angibt, während ein anderer diese aus einer Sequenz gemittelter Werte ableitet. Ei- ne gängige Visualisierung der Begriffe „absolute Genauigkeit“ und „Wiederholgenauigkeit ist in gegeben. Die „Messrate“ eines Messgerätes ist die Häufigkeit pro Sekun- de, mit welcher der Messwert generiert wird. Sie ist ein weite- res, wesentliches Vergleichskriterium, bei dem „mehr“ als „besser“ angesehen wird. Für einen objektiven Vergleich ist je- doch das Wissen um das Zusammenspiel aus Messrate, absolu- ter Genauigkeit und Wiederholgenauigkeit einer Einzelmes- sung entscheidend. Es kann sein, dass ein Messgerät mit höhe- rer Messrate, aber schlechterer Einzelwertgenauigkeit zur Re- gelung oder Charakterisierung eines Prozesses ungeeigneter ist als eines mit niedrigerer Messrate, aber höherer Einzelwertge- Bild 1: Absolute und Wiederholgenauigkeit am Beispiel eines Schützen Bild 2: Temperaturverlauf als Beispiel für Mittelungen
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