Extrusion 8-2019

Bei einem Besuch am südöstlichen Rand der euro- päischen Union, konkret in Bulgarien, wurde ein Recyclingbetrieb angetroffen, der hochprofessio- nell und wohl-organisiert Hochqualitäts-Regranu- late herstellen kann, die Neuware-Qualitäten erreichen und in vielen Fällen sogar übertreffen können. Es ist das 1990 gegründete Familienunter- nehmen „Kaskada“ in Tsaratsovo bei Plovdiv. Bei der eingesetzten Maschinentechnik setzt Kaskada überwiegend auf Anlagen österreichischer Her- steller (Artec, Erema, MAS). Deren unterschiedliche Aufbereitungskonzepte führen zu unterschied- lichen Resultaten. Die im Vergleich höchsten Qualitäten kommen aus der MAS-Kaskaden- Extrusionsanlage auf Basis des gleichläufigen konischen Doppelschneckenextruders als zentraler Komponente. I n der Industriezone von Tsaratsovo, rund 8 km westlich des Stadtzentrums von Plovdiv, der zweitgrößten Stadt Bulgariens, steht ein weitläufiger Betriebskomplex mit einer Aneinanderrei- hung von sieben modernen Industriehallen umgeben von den typischen Lagerflächen. Alles neu, übersichtlich organisiert und sauber, eben ein Betrieb, der erst nach der Wende von 1989 entstand und daher keine unproduktiven Einrichtungen aus der kommunistischen Zentralwirtschaft mitzuschleppen oder loszu- werden hatte. Der Firmengründer ist Kostadin Nikolov, der Schwiegervater des heutigen Produktionsmanagers Daniel Nedev. Gegründet wur- de das Unternehmen 1990 als Handelsunternehmen für Poly- 24 Extrusionstechnik – Anwenderbericht Extrusion 8/2019 Mit der richtigen Recyclingtechnik zu höchster Qualität mere. Neben dem Handel mit Polymeren entwickelte das Un- ternehmen das Wiederverwerten von Polymeren. Die ersten Re- cyclingmaschinen waren in Bulgarien hergestellte Extruder und gebrauchte Mühlen und Shredder aus Deutschland. Um die Qualität des Produkts zu erhöhen, machte das Unternehmen eigene Entwicklungen und verbesserte die Maschinen und An- lagen. Da die Lagerung von Neuware und die stark gewachse- nen Altkunststoff-Mengen und Regranulate samt den dafür eingesetzten Verarbeitungsanlagen schon nach kurzer Zeit die vorhandenen Platzreserven sprengten, verlagerten Kostadin Nikolov und Daniel Nedev den Betrieb 1994 an den heutigen Standort in einem Gewerbepark außerhalb des Stadtgebietes. Bild 1: Der bulgarische Kunststoff-Recycler Kaskada erzeugt neben seinem Vertriebsgeschäft mit Kunststoff-Neuware jährlich rund 12.000 Tonnen Hochqualitäts-Recycling-Kunst- stoffgranulate, von denen das Gros nach Westeuropa exportiert wird (Alle Fotos: Reinhard Bauer) Bild 2: Das Kaskada-Geschäftsmodell ist die Fokussierung auf sortenreine Industrieabfälle, hier am Beispiel von ABS- Produktionsabfall aus der benachbarten Kühlschrankfabrik Bild 3: Ein weiteres Verarbeitungsbeispiel von weitgehend einheitlichen Industrieabfällen, beispielsweise Folie, von denen alle Arten mit Ausnahme von PET-Folien verarbeitet werden