Extrusion 8-2019

es bei Rezyklaten immer gibt, ausglei- chen können. Nun geht man einen Schritt weiter und will auch die Verarbei- tung von Post-Consumer-Abfällen zu Re- zyklaten intensivieren. Bei Post-Consumer-Abfällen hat man mehr Probleme mit dem Recycling, oder? Engelmann : Ja, der Aufwand ist größer. Man braucht aufwändigere Sortieranla- gen, auch Waschanlagen, die den Schmutz entfernen. Beim wertstofflichen Recycling von Kunststoffen versucht man daher schon vorher, die Kunststoffe möglichst sortenrein zu trennen. Die für das Thermoformen aus den Post-Consu- mer-Abfallströmen vornehmlich nutzba- ren Kunststoffe sind derzeit Polypropylen und das PET. Und hier muss noch weiter getrennt werden. Allein das Heraussor- tieren von PET schafft ja kein einheitli- ches PET, sondern man hat immer eine Mischung aus verschiedenen PET-An- wendungen. Wir sind auch gar nicht sicher, ob das wertstoffliche Recycling in der mittelfris- tigen Zukunft die Lösung ist. Es könnte am Ende auch auf das chemische Recy- cling hinauslaufen. Diese Verfahren der Depolymerisation zerlegen beispielswei- se einen thermoplastischen Kunststoff in seine einzelnen Bausteine, die Monome- re. Diese werden dann anschließend wie- der zusammengesetzt, zu einem neuen Kunststoff polymerisiert. Da entstehen in gewissem Sinne komplett neue Werk- stoffe. Wie groß ist die Bereitschaft der Kunden, Rezyklate einzusetzen? Engelmann : Die Bereitschaft ist groß. Früher haben unsere Kunden Rezyklate in dafür geeigneten Anwendungen ein- gesetzt, um Kosten zu sparen. Und unse- re Maschinen haben die allfälligen Char- genschwankungen ausgeglichen. Jetzt argumentieren wir, dass der Einsatz von Rezyklaten das Herstellen nachhaltigerer Verpackungen ermöglicht. Die Kunden Gibt es auch einen Trend zu weniger Verpackung? Engelmann : Man muss sich fragen, welche Aufgabe eine Verpackung hat. Sie muss Schutz bieten, den Transport si- chern, Hygiene garantieren, sie hat Bar- riereeigenschaften zur Verlängerung der Haltbarkeit – und sie muss einen Kaufan- reiz am Point of Sale setzen. Momentan ist es so, dass man Letzteres gerne ver- gisst. Aber der Kaufanreiz ist nach wie vor extrem wichtig. Der Verbraucher kauft nun einmal nichts, das ihn nicht auch optisch anspricht. Viele Verpackun- gen fallen mir nicht ein, bei denen unsin- nig viel Material eingesetzt wird. Wir er- warten deshalb, dass es auch weiterhin Kunststoffverpackungen geben wird. Im Übrigen erleben wir nicht die erste Krise im Kunststoff, vor zwanzig Jahren wurde diese Diskussion schon einmal intensiv geführt. Am Ende hat sich bislang immer die Erkenntnis durchgesetzt, dass Kunst- stoff viele Vorteile hat. Was ist die wichtigste Voraussetzung für eine funktionierende Kreislauf- wirtschaft? Engelmann : Wir brauchen einfach mehr Aufklärung. Die meisten jungen Menschen, die für das Klima auf die Stra- ße gehen, sind nicht in der Lage, bei ei- nem Joghurtbecher den metallischen Deckel und den Kunststoffbehälter von- einander zu trennen und getrennt zu sammeln. Die Kreislaufwirtschaft kann nur ein Erfolg werden, wenn auch der Verbraucher seinen Beitrag leistet. Er muss aufgeklärt werden, wie er seinen Verpackungsmüll trennen muss. Vielen Dank für das Gespräch. gehen darauf gerne ein. Maschinenseitig hat sich nicht viel geändert. Wertstoffliches Recycling verbraucht viele Ressourcen, wenden Kritiker manchmal ein. Engelmann : Ja, es stimmt schon, dass man hierfür viel Energie braucht. Da muss man die Relation sehen und die Ökobilanzen der einzelnen Packmittel betrachten. So benötigt eine Kreislauf- wirtschaft der Kunststoffe weitaus weni- ger Energie als beispielsweise jene für Glas oder Metall. Für das Wiederverwer- ten eines Joghurtglases ist der Ressour- cenaufwand im Vergleich zu einem ther- mogeformten Kunststoffbecher viel grö- ßer. Viele Konsumgüterhersteller wollen den Kunststoffeinsatz bei Verpa- ckungen verringern. Ist das möglich? Engelmann : Ja, das ist gut möglich. Die- ser Trend hat sich vor allem in den letzten Monaten deutlich beschleunigt. Man kann ein Reduktionsziel von 20 bis 25 Prozent schon erreichen, wenn man vom Spritzgießen auf das Thermoformen um- steigt. Das funktioniert bei vielen Verpa- ckungen. Das Gewicht sinkt, aber die mechanischen Eigenschaften sind diesel- ben. Immer mehr Verpackungshersteller steigen deshalb, wo immer möglich, auf thermogeformte Verpackungen um. Ei- nen Margarinebecher kann man zum Beispiel hervorragend thermoformen, dennoch wird er oft noch gespritzt. Wodurch erreicht man das geringere Gewicht denn? Engelmann : Wir gehen beim Thermo- formen von einem Halbzeug, der Kunst- stofffolie, aus, das wir umformen. Das Umformen erfolgt durch eine Verstre- ckung. Die bewirkt, dass sich mechani- sche Eigenschaften verbessern, weil wir im Ausgangswerkstoff, zum Beispiel PP, längere Molekülketten haben. Die erge- ben eine höhere Festigkeit. ILLIG Maschinenbau GmbH & Co. KG Robert-Bosch-Str. 10, D-74081 Heilbronn www.illig.de 58 Kreislaufwirtschaft – Interview Extrusion 8/2019 www.smart-extrusion.com

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