Extrusion 8-2024

Herr Petrolli, warum ist OPC UA wichtig für Plasmatreat? Frank Petrolli : Mit unserer CO 2 -reduzierenden Techno- logie Oberflächenbehandlung haben wir einen starken Fokus auf die Kunststoffindustrie. Mit dem OPC UA-Stan- dard können unsere Maschinen eigenständig mit anderen Maschinen in einer Anlage kommunizieren. Und zwar ganz unabhängig davon, von welchem Hersteller sie kommen. Interoperabilität und Herstellerunabhängigkeit, das sind die größten Vorteile dieses Standards. Vor vielen Jahren haben wir schon zusammen mit Firmen aus dem Spritz- gießbereich und mit Automatisierern in Arbeitskreisen zur EUROMAP-Schnittstelle mitgewirkt. Die Grundidee war da schon ein standardisierter Informationsaustausch. Was da- mals noch fehlte, war die konsequente Kommunikation in den verschiedenen Anwendungen. Welche Kundenbranchen in den USA sehen den Einsatz von OPC UA eher skeptisch und welche stehen ihnen eher auf- geschlossen gegenüber? Petrolli : Ich glaube, dass es nicht nur in den USA, aber dort eben auch, eine weitverbreitete Skepsis gegenüber OPC UA gibt. Das liegt im Kern an der generellen Skepsis gegenüber etwas Neuem. Die Unternehmen haben oft- mals auch einfach nicht die Zeit, sich mit einem neuen Thema zu beschäftigen. Und sie wissen nicht, wie viel Per- sonal sie dafür ausbilden müssen. Wie in vielen Teilen der Welt, gibt es seit einiger Zeit auch in den USA einen gra- vierenden Fachkräftemangel. Angesichts dieser Unsicher- heiten sehen die Unternehmen in allen Teilen der Industrie lieber auf das, was sie haben, das Bewährte. Wenn der Be- treiber, der Automatisierer einer Anlage, also zum Beispiel der klassische OEM, OPC UA nicht ausdrücklich in seinem Werk wünscht, wird es nicht eingesetzt. Die von Ihnen genannten Vorteile eines weltweiten Maschinenstandards überzeugen nicht? Petrolli : Viele unserer Kunden haben einfach noch nie davon gehört. Manchen sagt das zwar schon was, aber Ge- naues können sie sich nicht darunter vorstellen. Wir un- ternehmen große Anstrengungen, das Thema bekannt- zumachen und den Nutzen zu erklären. Denn der Nutzen ist das, worauf es hier in den USA vor allem ankommt. Wo muss man ansetzen, um den Nutzen zu zeigen? Petrolli : Idealerweise beim Produktionsbetreiber, beim Endanwender. Er muss überzeugt werden. Es ist doch so: Wie eine neue Anlage auszusehen hat, bestimmt der End- kunde, also in der Regel der OEM, manchmal auch ein TIER 1. Die Automatisierungsfirma bekommt von ihm entspre- chende Vorgaben. Sie muss die Maschinen und Aggregate zusammenstellen und dann sicherstellen, dass die Anlage läuft. Der OEM legt vorher die Spezifikation für eine neue Anlage fest. Realisiert wird sie aber erst Jahre später. Wenn wir als Zulieferer die Vorteile von OPC UA unserem Kun- den aufzeigen, sagen wir einem Maschinenhersteller in- nerhalb dieser Anlage, sind wir quasi immer zu spät dran. Wenn man aber einen OEM überzeugt, dann wird der neue Standard in allen seinen Werken ausgerollt, weltweit. Das verschafft OPC UA aus meiner Sicht die größte Resonanz. Damit würden auch die Zulieferer, zum Beispiel Firmen wie wir, die Prozesstechnologie liefern, viel früher abgeholt. Sie würden sich viel stärker um ihre Anbindung an OPC UA kümmern, sprich darin Geld investieren, weil die den Mehrwert sähen, automatisch bei den Spezifikationen ganz zu Beginn der Planung dabei zu sein. Aber der OEM alleine ist es nicht. „Der Endanwender muss überzeugt werden“ Branchen-Interview mit Frank Petrolli (Bild), VP Strategic Market Development bei Plasmatreat Automatisierung, Digitalisierung – Interview Extrusion 8/2024 36

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