Extrusion 1-2019

Von links: Reinhard Hoffmann (Vorsitzender kunststoffland NRW, Geschäftsführender Gesellschafter Gerhardi Kunststofftechnik), Prof. Dr. Andreas Pinkwart (Wirtschaftsminister des Landes Nordrhein-Westfalen), Dr. Hermann Bach (Covestro) (©Covestro Deutschland AG) 16 Branche Intern Extrusion 1/2019 ➠ kunststoffland NRW e.V. www.kunststoffland-nrw.de geht ohne Kunststoff. Ich gebe offen zu, die Erfolgsgeschichte des Kunststoffs hat eine Schattenseite. Wir haben ein Abfall- problem, insbesondere in Afrika und Asien und insbesondere bei Verpak- kungsmaterialien. Dieses Problem wer- den wir nur gemeinsam lösen können.“ Die Rolle der Kunststoffindustrie als In- novationstreiber unterstrich auch Prof. Dr. Andreas Pinkwart, Wirtschaftsminis- ter des Landes Nordrhein-Westfalen. Gleichwohl gebe es weltweit große Her- ausforderungen. „Deutschland hat in den vergangenen 40 Jahren viel Erfah- rung mit Recycling gesammelt. Diese deutsche Lernkurve muss auch in Länder exportiert werden, die derzeit die Verur- sacher des Problems sind“, sagte Pink- wart. Maß und Mitte seien hier wichtig. Für den Naturschutzbund NABU skizzier- te Katharina Istel grundsätzliche Positio- nen ihrer Organisation zum Werkstoff Kunststoff. Dabei räumte sie offen ein, dass Kunststoffe oft eine bessere Ökobi- lanz als andere Materialien hätten und neue Funktionen und Anwendungen n Mit diesem Thema traf der Verein kunststoffland NRW ins Schwarze. Das Interesse auf Seiten der Kunststoffindus- trie war enorm – ebenso wie die ehrliche Bereitschaft, sich den großen Herausfor- derungen zu stellen. Gekommen waren rund 120 IndustrievertreterInnen aus Großunternehmen und Mittelstand, die alle Bereiche der Wertschöpfungskette Kunststoff abdeckten. Berührungsängste gab es nicht, im Gegenteil. Der offene Austausch mit VertreterInnen von NABU, Verbraucherzentrale und Medien war wesentlicher Teil des Programms und stand ebenso wie der Dialog mit NRW- Wirtschaftsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart im Vordergrund der Veranstal- tung. „Die Kunststoffindustrie sitzt in der Öf- fentlichkeit auf der Anklagebank, wir sind alle gemeinsam gefordert, jetzt zu handeln“, appellierte Reinhard Hoff- mann, Vorsitzender kunststoffland NRW an die TeilnehmerInnen. „Wie kann man die enormen Vorteile des Werkstoffs Kunststoff weiter nutzen und zugleich nachhaltig und verantwortungsbewusst agieren?“– so brachte Hoffmann die Herkulesaufgabe der Kunststoffbranche auf den Punkt. Dr. Hermann Bach, Innovationschef von Covestro und Vorstandsmitglied von kunststoffland forderte die Gäste auf, die Diskussion in der aktuellen Debatte anzuführen und sich an die Spitze der Bewegung zu setzen. Er selbst bezog di- rekt klar Position: „Kunststoff ist Innova- tionstreiber. Er ist Teil der Lösung für eine ganze Reihe von Herausforderungen un- serer Zeit: Erneuerbare Energien, Klima- schutz, Elektromobilität. Nichts davon „Kunststoff – Innovationstreiber oder Umweltsünder?“ Eindringlicher Appell von Reinhard Hoffmann, Vorsitzender kunststoffland NRW, Geschäftsführender Gesellschafter Gerhardi Kunststofftechnik GmbH: „Welche Lösungen fallen uns ein, damit in Indien der Ganges am Ende ohne Kunststoff auskommt?“ Er mahnte in seinem Schlusswort: “Lassen Sie uns die Herausforderungen gemeinsam angehen, nur geschlossen mit allen Akteuren werden wir dieses hochkomplexe Thema meistern.” (©Covestro Deutschland AG) erst ermöglichten. Trotzdem: Marine Lit- ter, Mikroplastik sowie die erhebliche Zu- nahme der Kunststoffabfälle in Deutsch- land gehörten unbedingt noch stärker in den Fokus – sowohl von Regulierung als auch freiwilliger Maßnahmen seitens der Industrie. Ein „Weiter so“ dürfte es dabei auf keinen Fall geben, auch wenn sich selten einfache oder widerspruchsfreie Lösungen finden ließen. Gerade jetzt müsse man gemeinsam agieren. Auch das hochkompetente Publikum lie- ferte klare Einschätzungen und ideenrei- che Antworten, wie die Kunststoffindus- trie ihrer Verantwortung gerecht werden kann. Aufschlussreich waren hier die Er- gebnisse aus einer Vorabbefragung, die kunststoffland im Vorfeld durchgeführt hatte: Über 90 Prozent der Befragten meinen, dass der Werkstoff Kunststoff aktuell negativ in der Öffentlichkeit wahrgenommen werde. Es bestünde dringend Handlungsbedarf. n Am 27. und 28. März 2019 ist es wie- der soweit: Das Institut für Kunststoff- technik (IKT) der Universität Stuttgart lädt zum 26. Stuttgarter Kunststoffkollo- 26. Stuttgarter Kunststoffkolloquium

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