Extrusion 1-2019

35 Extrusion 1/2019 wurden wir auf MAS aufmerksam. In der Folge ergab sich eines Tages die Gele- genheit mit MAS-Gründer Helmuth Schulz einen Abend zu verbringen. Wir philosophierten über die Zukunft der Re- cyclingbranche. Dabei warnte er vor ei- nem unerschütterlichen Glauben an den Lohnkostenvorteil in Kombination mit lockeren Umweltauflagen. Sollte der nächste 5-Jahres-Plan hier Änderungen festschreiben, wäre der Boom zu Ende. Die Konsequenz für Europa müsse eine Wende zu höheren Kunststoff-Recycling- raten sein. Im Rückblick bin ich froh, dass ich mich von seinen Argumenten beein- drucken ließ. Ab diesem Zeitpunkt habe mich auf die Eigenverarbeitung gedank- lich vorbereitet. Konkret begonnen habe Bild 4: Die sortenreinen Folienballen werden in Schneidmühlen zu Folienflakes verarbeitet und anschließend direkt chargenweise MAS-DRD-Trockenreinigern zugeführt, wo körnige Verschmutzungen und Feuchtigkeit entfernt werden Bild 5: Die gereinigten und getrockneten Folienflakes gehen über Pufferspeicher zu den MAS-Kaskaden-Extrudern (1 = Ballenmühle, 2 = DRD –Trockenreiniger, 3 = Extruder 2 einer Kaskadenanlage, 4 = Feinfilterung, 5 = Granulierung) Eltern mit dem Wunsch, die schulische Ausbildung abbrechen und ein eigenes Unternehmen gründen zu dürfen. Mit dem Versprechen, seinen Abschluss ne- benher in der Abendschule zu machen, wurde er zur Absicherung im Unterneh- men seiner Eltern angestellt. Gleichzeitig ließ er die Daly Plastics ins Firmenbuch eintragen. Da einige Kunden seiner El- tern zusätzlich zu Kartonagen auch Fo- lien zu entsorgen hatten, und er diesen Service anbieten konnte, lief das Ge- schäft gut an. Für die folgenden 25 Jahre blieb es beim Sammeln, Kompaktieren und Verkaufen der Kunststoffballen. Verkaufen bedeu- tete in diesem Zusammenhang weitaus überwiegend Exportieren, vor allem nach China. Das Exportgeschäft entwickelte sich sehr erfreulich, denn die Aufberei- tung zu Regranulaten war dort ein will- kommener neuer Wirtschaftszweig. Dem entsprechend entwickelte sich die VR China in diesen 25 Jahren zum größ- ten Recyclingplatz der Welt. Um sich die Dimensionen vor Augen zu führen: 2016 importierte die VR China rund 7,3 Millio- nen Tonnen Kunststoffmüll im Wert von 3,7 Milliarden US-Dollar und nahm bis zu 87 Prozent aller Plastikabfälle aus der EU ab. (Quelle: NTV online vom 09.01.2018) Vom Kunststoffsammler zum Recycler Befragt nach dem Beweggrund, nach 25 erfolgreichen Jahren als Sammellogisti- ker und Altstoffexporteur die Firmenstra- tegie zu ändern, blickt Firmengründer Peter Daalder zurück: „Wir sind lange Zeit, wie die meisten unserer Wettbewer- ber, einfach dem Markt gefolgt. Der gab vor, dass angesichts der damals konkur- renzlos niedrigen Arbeitskosten in China ein Recycling in Europa unwirtschaftlich war. Andererseits bot unsere Lage im Nahbereich der wichtigsten Seehäfen Europas günstige Voraussetzungen für einen kostengünstigen Transport nach Asien. Somit ging ein Großteil des von uns gesammelten Alt-Kunststoffes in den Export. Zweifel an diesem Ge- schäftsmodells kamen dann 2011 auf, als einer unserer Kunden entschied, nicht mehr alles zu exportieren, sondern mit einer Eigenverarbeitung von Alt-Agrarfo- lien zu beginnen und in diesem Zusam- menhang bei MAS-Austria Verarbei- tungsversuche durchführte. Dadurch

RkJQdWJsaXNoZXIy ODIwMTI=