Extrusion 2-2018

45 Extrusion 2/2018 An welche Branchen denken Sie dabei vorrangig? Dietz : Wachsendes Interesse an selbstschmierenden Gleitla- gern beobachten wir derzeit beispielsweise bei Kompressor- und Pumpenherstellern sowie im Kraftwerks- und Chemieanla- genbau oder auch in der Schienenfahrzeug- und Reifenindus- trie. In den letzten Jahren hat OILES für viele Unternehmen die- ser Branchen bereits sehr erfolgreich leistungsfähige Gleitlager- Lösungen entwickelt. Welche Faktoren stehen denn bei der Entwicklung von Gleitlagern mit integrierten Schmierstoffreservoirs im Mittelpunkt? Dietz : Den point of departure einer jeden Gleitlager-Entwick- lung bilden meist die konkreten Anforderungen der jeweiligen Anwendung. Davon ausgehend fließt dann Know-how aus vie- len verschiedenen Fachgebieten mit in die Entwicklung ein – das betrifft Kinematik und Werkstoffkunde und vor allem unser Kernthema Tribologie. Als Global Player verfügt OILES in all die- sen Bereichen über sehr weitreichendes Know-how und kann einen Erfahrungsschatz aus Abertausenden von Anwendungs- fällen unterschiedlichster Einsatzgebiete nutzen. Worauf konkret basiert denn diese Entwicklungskompe- tenz von OILES? Dietz : Seit der Gründung 1952 hat OILES etliche Millionen Gleitlager in vielen verschiedenen Ausführungen in ganz unter- schiedliche Märkte geliefert. Daraus sind über 2.500 Patente entstanden und mehr als 740 Handelsmarken. Als heute füh- render Hersteller selbstschmierender Gleitlager verfügt das Un- ternehmen über Produktionswerke rund um den Globus sowie zahlreiche Tochtergesellschaften und Vertriebsstandorte. Die Kunden in Europa betreuen wir seit 1978 von der deutschen Niederlassung in Ober-Mörlen bei Frankfurt a.M. aus. Entschei- dend ist, dass ein sehr großer Teil der weltweit über 2.500 OILES-Mitarbeiter im Bereich Research & Development tätig ist, und sich mit der Entwicklung neuer und der Weiterentwicklung bestehender Gleitlager-Lösungen und -Werkstoffe befasst. Da- bei ist es eine feste strategische Größe des Unternehmens, je- des Jahr einen signifikanten Teil des Umsatzes in Forschung und Entwicklung zu investieren. Davon profitieren auch wir in der deutschen Niederlassung – ebenso wie von den R&D-Ergebnis- sen, die uns regelmäßig aus der Konzernzentrale in Tokio errei- chen. Und wie stellen Sie sicher, dass die in Tokio gewonnenen Erkenntnisse bei den Kunden in Europa ankommen? Dietz : In Tokio verfügt OILES nicht nur über vielfältiges Hightech-Equipment zur Entwicklung und Prüfung material- technisch, physikalisch und tribologisch optimierter Werkstoffe, sondern auch über einen gewaltigen Prüfstandspark zur Durch- führung von Belastungs-, Dauer- und Vergleichstests. Immer wieder geht es dabei um die zentrale Frage, wie sich Werkstof- fe und Materialverbünde – und letztlich auch die Gleitlager – unter definierten Einsatz- und Umgebungsbedingungen be- währen. Also etwa unter atmosphärischem Druck, in eiskaltem Salzwasser, unter massiver Schmutzbelastung oder bei unter- schiedlichen Temperaturen. Abgesehen davon, dass wir auch hier in Ober-Mörlen über eigene Entwicklungskapazitäten ver- Die Fiberflon-Produkte von OILES gehören zur Familie der selbstschmierenden und wartungsfreien Composite- Gleitlager. Sie lassen sich auch mit Wasserschmierung verwenden OILES Deutschland GmbH Boschstr. 3, 61239 Ober-Mörlen, Germany www.oiles.de fügen, steht uns das in Tokio und den anderen Standorten ge- wonnene Know-how über das Konzern-Netzwerk jederzeit zur Verfügung. Darauf basierend können wir die Kunden optimal bei der Auswahl und Auslegung der Gleitlager beraten oder den Einsatz unserer Produkte unter bestimmten Bedingungen verlässlich bewerten. Welche Aspekte bestimmen denn die zielsichere Auswahl der geeigneten Gleitlager? Dietz : Für die treffsichere Gleitlager-Auswahl müssen neben den zu erwartenden Lasten, Temperaturen, Drehzahlen bzw. Geschwindigkeiten auch die Bewegungsfrequenzen und Oszil- lationen, die Konterwerkstoffe, die Gleitrichtungen sowie die gegebenen Maße, Toleranzen und die erwartete Standzeit be- rücksichtigt werden. Weitere Faktoren sind die Oberflächenbe- schaffenheit – vor allem die Rauigkeit – sowie die Umgebungs- atmosphäre und eventuell auch die Frage, ob gleitoptimierende Zusatzstoffe mit von der Partie sind. Zudem fließt eine ganze Reihe weiterer Detailaspekte in die Gesamtbewertung mit ein. Das klingt nach viel Feintuning. Wie gehen Sie damit im direkten Kundenkontakt um? Sie können doch nicht je- des Mal zeitaufwändige Testreihen fahren… Dietz : Nein, das müssen wir ja gar nicht. Wie gesagt, profitie- ren wir von den Ergebnissen unzähliger bereits durchgeführter Versuchsreihen. Und ich darf vielleicht an dieser Stelle auch an- merken, dass unsere Gleitlager in Punkto Produktqualität und Performance sowohl bei internen als auch bei externen Bench- marks immer wieder als Testsieger abschneiden und viele Mit- bewerber hinter sich lassen. Herr Dietz, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

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