Extrusion 3-2025
Extrusion 3/2025 10 Branche Intern und Vernetzung von Maschinen ist die Basis für neue Technologien. „Im Kunststoffmaschinenbau wird schon seit über 40 Jahren automatisiert. Jetzt gehen fast alle den Schritt weiter und setzen auf Digitalisierung“, sagt Ulrich Reifenhäuser, Vorsitzender des Aus- stellerbeirats der K in Düsseldorf. Cyber-Physische Systeme (CPS) und das Internet der Dinge (IoT) ermögli- chen es, Produktionsdaten lückenlos zu erfassen und in Echtzeit auszuwer- ten. Sensoren überwachen zum Bei- spiel Temperatur, Durchfluss oder Werkzeuginnendrücke und leiten die Werte an Cloud-Anwendungen weiter. Ein wichtiger Kommunikationsstan- dard ist dabei OPC UA, der einen si- cheren und herstellerübergreifenden Datenaustausch ermöglicht. Die steigende Datenmenge führt zu Fragen der Datennutzung. Laut der In- dustrieverbände hat der sogenannte ‚EU Data Act‘ hierzu mittlerweile Klar- heit geschaffen. Das neue Datenge- setz verpflichtet die Maschinenher- steller, die im Betrieb anfallenden Daten dem Nutzer der Maschine auf einfache und verständliche Art ma- schinenlesbar zur Verfügung zu stel- len. Gleichzeitig rückt die voraus- schauende Wartung (Predictive Main- tenance) in den Fokus, denn durch Echtzeitanalysen können Abweichun- gen frühzeitig erkannt und unge- plante Stillstände reduziert werden. Künstliche Intelligenz und Automati- sierung : KI verleiht digitalen Prozessen eine neue Dynamik, indem selbstler- nende Algorithmen große Datenmen- gen analysieren und Prozesse flexibel optimieren. Die K 2025 hat es sich zur Aufgabe gemacht, vom 8. bis 15. Oktober in Düsseldorf zentrale Herausforderun- gen unserer Zeit aufzugreifen und konkrete Lösungen zu präsentieren. Dies spiegeln auch ihre Leitthemen wieder. Eines davon lautet „ Embracing Digitalisation “. Die Kunststoffindustrie steht welt- weit vor großen wirtschaftlichen und regulatorischen Umbrüchen. Steigen- der Wettbewerbsdruck, strengere Umweltauflagen und höhere Anfor- derungen an die Kreislaufwirtschaft erhöhen den Innovationsdruck. Die fortschreitende Digitalisierung bietet hier neue Möglichkeiten, effizienter und nachhaltiger zu produzieren. Au- tomatisierte Prozesse, datenbasierte Steuerungssysteme und intelligente Vernetzung erleichtern bereits heute in vielen Unternehmen die Anpassung an strengere Vorgaben. Einen Hinweis auf den zunehmenden Digitalisie- rungsgrad gibt der Digitalisierungsin- dex 2024 des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), wonach die deutsche Wirtschaft in den letzten fünf Jahren um rund 14 Prozent digitaler geworden ist. Beson- ders stark gestiegen ist die Kategorie „Prozesse“, die sowohl den digitalen Reifegrad der unternehmensinternen Abläufe als auch die Vernetzung mit externen Partnern abbildet. Künstliche Intelligenz (KI) gilt dabei als entscheidender Meilenstein. Laut einer Bitkom-Studie sehen 78 Prozent der befragten Industrieunternehmen KI als entscheidend für ihre Wettbe- werbsfähigkeit an, während mehr als die Hälfte zunächst die Erfahrungen anderer abwartet. Gleichzeitig fehlen 48 Prozent die notwendigen KI-Kom- petenzen und 91 Prozent fordern we- niger regulatorische Hürden, um KI-Innovationen nicht auszubremsen. Diese Zahlen unterstreichen, dass zwar ein breiter Konsens über die Be- deutung der Digitalisierung besteht, viele Betriebe aber bei der prakti- schen Umsetzung zögern. Digitale Schlüsseltechnologien: Ver- netzung und IoT : Die digitale Steuerung Leitthema der K 2025 – „Embracing Digitalisation“ Maschinelles Lernen beschleunigt Entwicklungszyklen und verbessert die Prozesssteuerung. Digitale Zwil- linge gehen noch einen Schritt weiter: Sie bilden reale Produktionslinien vir- tuell ab und liefern strukturierte Infor- mationen über die gesamte Maschinenauslastung. Darüber hin- aus bieten sie die Möglichkeit, Maschi- nendaten und Informationen struk- turiert und maschinenlesbar über die gesamte Lebensdauer abzuspeichern. Digitale Zwillinge sollen sich auch für die Anforderungen des Digitalen Pro- duktpasses (DPP) eignen, der mit der im Juli 2024 in Kraft getretenen Öko- design-Verordnung der EU (ESPR) ein- geführt wurde. Diese virtuellen Abbilder realer Produktionsanlagen beschleunigen Entwicklungsphasen und erleichtern Wartungsstrategien. Optische Qualitätskontrolle & KI-ge- stützte Sortierung : Im Bereich der Qualitätssicherung unterstützen Ka- merasysteme und KI-basierte Bildver- arbeitung die Produktionsprozesse. Sie erkennen Formabweichungen, Oberflächenfehler oder Materialver- unreinigungen während der Herstel- lung und sorgen für ein konsistentes Qualitätsniveau. Diese Technologien ermöglichen eine frühzeitige Fehler- erkennung, wodurch Ausschuss redu- ziert und Ressourcen effizienter genutzt werden. Im Zuge verschärfter Umweltaufla- gen und wachsender Kundenansprü- che rückt ebenso die Kreislauf- fähigkeit von Kunststoffen in den Mit- telpunkt. KI-gestützte Sortiersysteme mit Nahinfrarot-Sensorik (NIR) identi- fizieren verschiedene Kunststoffarten,
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