Extrusion 4-2023

36 Kreislaufwirtschaft – Aus der Forschung Extrusion 4/2023 führt das Team um Dr. Ulrich Wendler, Leiter der Abteilung “Syn- these und Produktentwicklung” am Fraunhofer IAP, die Ergeb- nisse aus Labor und Technikum in den industrienahen Pilotmaßstab. Die Frage, wie die neu entwickelten Kunststoffty- pen und -mischungen thermoplastisch verarbeitet werden kön- nen, wird im Verarbeitungstechnikum intensiv untersucht. Hier werden auch die Tests zur Bioabbaubarkeit, Bedruckbarkeit, Sie- gelfähigkeit oder Maschinengängigkeit durchgeführt – Kriterien, die die Wissenschaftler*innen auf Wunsch des Kunden indivi- duell einstellen können. Auch die Recyclingfähigkeit wird im RUBIO-Konsortium getestet. Einen ersten Erfolg kann das Fraunhofer IAP im Rahmen des RUBIO-Projekts gemeinsam mit der Firma POLIFILM EXTRUSION verzeichnen. Das deutsche Unternehmen produziert am Stand- ort Weißandt-Gölzau in Sachsen-Anhalt auf über 80 Extrusions- anlagen Kunststofffolien für unterschiedliche Anwendungen in der Verpackung-, der Bau-, Agrar- und Automobilbranche und anderen Bereichen. Die Partner haben eine PBS-Folie entwickelt, die für Versandtaschen eingesetzt werden kann. “Diese Koope- ration ist ein wichtiger Schritt in Richtung Nachhaltigkeit und er- möglicht uns, Produkte anzubieten, die aus regionalen Rest- stoffen hergestellt wurden, die recyclingfähig und bei Verlust in die Umwelt biologisch abbaubar sind. Ein weiterer Vorteil ist die Verarbeitung auf gängigen Extrusionsanlagen, wodurch dem Siegesweg der PBS-Materialien nichts mehr entgegen steht”, er- klärt Tobias Otto, Projektmanager R&D bei der POLIFILM EX- TRUSION GmbH. Keine “Tank-oder-Teller”-Diskussion durch regionale pflanzliche Reststoffe Die Entwicklung der neuen PBS-Folie geht noch weiter, denn bis jetzt basiert der Biokunststoff noch nicht auf regionalen Roh- stoffen. Doch das wird sich im weiteren Verlauf der Kooperation ändern. Pflanzliche Reststoffe aus der Region werden künftig der Rohstoff sein. “Grundsätzlich können alle Materialien ver- wertet werden, die Cellulose oder Lignocellulose enthalten. Dazu zählen unter anderem nicht verrottende Gärreste aus Bio- gasanlagen, in vielfältiger Form anfallende Reste aus landwirt- schaftlichen Betrieben oder theoretisch sogar Abfälle aus der Papierproduktion”, erklärt Thomas Büsse. Idealerweise hat die Verwendung regionaler Reststoffe langfristig einen weiteren Vor- teil: Kürzere Transportwege können zu geringeren Preisen und zu mehr Nachhaltigkeit der produzierten Kunststoffprodukte führen. ➠ Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung IAP Potsdam Science Park, Geiselbergstr. 69, 14476 Potsdam, Deutschland www.iap.fraunhofer.de Was nicht gut riecht, ist schlecht wiederzuver- werten. Diese einfache Regel gilt auch für die weltweit wachsenden Kunststoffabfälle. Ein Weg zu ihrer umweltverträglichen und klima- schonenden Verwertung als hochwertiges “Post-Consumer”-Rezyklat führt über eine verbesserte Sortierung und Wiederaufberei- tung. Bislang schränkt die verringerte Materi- alqualität die Wiederverwendung der Kunststoffrezyklate erheblich ein, und das liegt vor allem an ihrem Geruch. Wissenschaft- lerinnen und Wissenschaftler des Fraunhofer- Instituts für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit LBF haben einen neuen umweltfreundlichen Prozess im Labormaßstab entwickelt, um Duftstoffe aus Kunststoffver- packungen zu entfernen. Kunststoffverpackungen besser wiederverwerten – Neues Verfahren entzieht Duftstoffe Gängige HDPE-Verpackungen für Reinigungsmittel könnten besser wieder verwertet werden (Alle Abbildungen: Fraunhofer LBF)

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