Extrusion 4-2024

14 Branche Intern Extrusion 4/2024 angewiesen sind, untergräbt. Insgesamt werden heute 26,9 Prozent des europäi- schen Plastikabfalls recycelt. Das bedeu- tet, dass erstmalig mehr Plastikabfall recycelt, wird als deponiert (7,6 Millionen Tonnen). Das ist ein wichtiger Meilenstein für eine Kreislaufwirtschaft mit Kunst- stoffen. Doch um der wachsenden Nach- frage nach Kunststoffen aus nicht fossilen Rohstoffen gerecht zu werden, müssen Sammlung und Sortierung von Plastikab- fall massiv ausgeweitet und die Verfüg- barkeit von Biomasse und CO 2 aus Kohlenstoffabscheidung (CCU) erhöht werden. Die Nutzung zirkulärer Rohstoffe, ist sek- torspezifisch sehr unterschiedlich. Der meiste Rezyklateinsatz erfolgt in den Be- reichen Verpackung, Bauwesen und Land- wirtschaft. In Branchen wie der Auto- mobilindustrie und Elektronikindustrie ist der Rezyklateinsatz derzeit geringer. Zirkuläre Kunststoffe können aus ver- schiedenen Rohstoffquellen gewonnen werden. Der Großteil der zirkulären Kunst- stoffe (13,2 Prozent aller Kunststoffe) wurde 2022 aus mechanischem Recycling gewonnen. Lediglich 1 Prozent stammte aus biobasierten Materialien, und nur 0,1 Prozent wurde chemisch recycelt.“ Virginia Janssens ergänzt: „Die flächen- deckende Einführung und Skalierung des n Plastics Europe hat den Report „ The Circular Economy for Plastics: A European Analysis “ veröffentlicht, der alle zwei Jahre erscheint. Der Bericht enthält aktu- elle Zahlen zum Recycling und dem An- teil von Kunststoffen aus nicht-fossilen Rohstoffen, sowie einen Überblick und detaillierte Länderreports zur europäi- schen Kunststoffproduktion, Verarbei- tung, Verbrauch und Abfallbewirtschaf- tung von Kunststoffen. Zirkuläre Kunststoffe aus nicht-fossilen Rohstoffen und recycelten post-consumer Rezyklaten machen schon heute 13,5 Prozent der neu hergestellten Kunststoff- produkte in Europa aus. Gemäß der Plas- tics Transition Roadmap planen die europäischen Kunststoffhersteller den Anteil von zirkulären Kunststoffen in der Wertschöpfungskette bis 2030 auf 25 Prozent zu erhöhen. Die Hälfte des Weges ist somit bereits erreicht. Es gibt jedoch auch Herausforderungen. Die zunehmende Verbrennung von Kunststoffabfällen zur Energiegewinnung (+15 Prozent seit 2018) ist bedenklich, da diese Kunststoffabfälle als Rohstoffe be- nötigt werden und in vielen Fällen durch Recycling in den Kreislauf zurückgeführt werden könnten. Virginia Janssens, Ge- schäftsführerin von Plastics Europe AISBL, dem europäischen Dachverband der Kunststofferzeuger, erklärt: „Die Trans- formation zur Kreislaufwirtschaft nimmt Fahrt auf, doch es ist enttäuschend, dass immer noch so viele Kunststoffabfälle ver- brannt werden. Wir brauchen diese Kunststoffabfälle als Rohstoff für die Kreislaufwirtschaft. Wenn wir hier keine Anreize schaffen, kann die Geschwindig- keit der Transformation nicht aufrechter- halten werden, um die Ziele der Plastics Transition Roadmap und des European Green Deal zu erreichen. Der Bericht zeigt auch, dass der Anteil Europas an der globalen Kunststoffpro- duktion von 22 Prozent im Jahr 2006 auf 14 Prozent im Jahr 2022 gesunken ist. Wenn sich dieser Trend fortsetzt, wird Europa zunehmend von Kunststoffimpor- ten abhängig sein, was die Möglichkei- ten, in Kreislaufwirtschaft zu investieren beeinträchtigt, und die Transformation der nachgelagerten Wertschöpfungs- kette, die auf diese zirkulären Kunststoffe Circular Economy Report zeigt: Es gibt Fortschritte beim Recycling, aber auch Hürden chemischen Recyclings als Ergänzung zum mechanischen Recycling ist unerläss- lich, um die ambitionierten Rezyklatein- satzquoten zu erreichen, die für manche Produkte und Branchen verpflichtend sind, insbesondere dort, wo hohe Quali- tätsanforderungen beim Materialeinsatz gelten. Um die dafür notwendigen Inve- stitionen anzureizen und die Skalierung des chemischen Recyclings in Europa zu beschleunigen, benötigen wir dringend grünes Licht und klare Ansagen von den EU-Politikern. Wir brauchen eine Aner- kennung des chemischen Recyclings und die Einführung von Massebilanzverfah- ren, nach ‚Fuel Use Exempt‘.” Virginia Janssens, Geschäftsführerin von Plastics Europe AISBL (Foto: Plastics Europe/Ulrik Eichentopf) stofferzeuger, betont die Ernsthaftigkeit der Lage: „Dies ist ohne Frage die schwerste ökonomische Krise seit dem Bestehen unserer Industrie. Wir gehen derzeit davon aus, dass die Produktion auch in diesem Jahr stagniert und rund 25 Prozent unter dem Niveau von 2022 bleibt. Das Ziel der gesamten Kunststoff- wertschöpfungskette muss es jetzt sein, wichtige Strategie- und Strukturanpas- sungen vorzunehmen, um gestärkt aus der Krise hervorzugehen.“ Der Verband blickt dennoch mit vorsichti- gem Optimismus auf anstehende Regu- lierungsvorhaben, von denen positive Impulse für die deutsche und europäische n Die kunststofferzeugende Industrie in Deutschland kämpfte im abgeschlosse- nen Geschäftsjahr 2023 bereits das zweite Mal in Folge mit einer deutlich rückläufigen Produktion. Hohe Produkti- onskosten aufgrund gestiegener Arbeits- kosten und sehr hoher Energiepreise setzten der Branche im internationalen Wettbewerb zu. Der Umsatz brach im vergangenen Jahr um 21,9 Prozent ein. Die Nachfrage nach Kunststoffen ging in Deutschland 2023 um 16 Prozent zurück. Eine schnelle Erholung wird auch in 2024 nicht erwartet. Dr. Ralf Düssel, Vor- standsvorsitzender von PlasticsEurope Deutschland, dem Verband der Kunst- Kunststoffproduktion durchläuft tiefes Tal – Doch es gibt Hoffnung

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