Extrusion 5-2023

Licht und Wärmeeinstrahlung durch Fenster und Glasfassaden per Knopfdruck regeln, Energie sparen und trotzdem den Durch- blick behalten? Schaltbare elek- trochrome Folien, die sich zwar dunkel einfärben, dabei aber transparent bleiben, sollen das in Zukunft ermöglichen. Dass sich das auch in schon bestehenden Gebäuden nachrüsten lässt, soll das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz BMWK geförderte Verbund- projekt „EnOB: FLEX-G 4.0 - Technologien für innovative schaltbare Folien als Nachrüst- lösung für energiesparende Fenster und Glasfassaden“ zeigen. Koordiniert vom Fraun- hofer-Institut für Organische Elektronik, Elektronenstrahl- und Plasmatechnik FEP wird gemeinsam mit sechs weiteren Partnern innerhalb der nächsten vier Jahre der Stand der Technik bis auf Prototypenstadium gebracht. Dabei will das Projekt zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen – zum einen sollen die Fenster einer Dresdner Schule nachgerüstet werden, zum anderen die Schüler aktiv in die Technologieentwicklung einbezogen werden – als Beitrag zur Förderung der Berufsorientierung. Nachrüstbare elektrochrome Folien für Fenster und Glasfassaden steuern Lichteinfall I n den Sommermonaten verbrauchen Klimaanlagen enorme Mengen an Strom, um die durch die Glasfassaden und Fenster von der Sonne aufgewärmten Zimmer zu kühlen. Im Winter wie- derum soll die Wärme idealerweise ins Zimmer gelangen und dort verbleiben. Wie schön wäre es also, schaltbare Folien auf Fenster und Glasfassaden aufzubringen, die je nach Bedarf Wärme in das Gebäude lassen oder abblocken? Im neuen Projekt FLEX-G 4.0 soll eine kostengünstige Nachrüst- lösung mit innovativen schaltbaren Folien entwickelt werden, die möglichst einfach auf bestehende Glasflächen aufgebracht werden kann. Im Vorgängerprojekt FLEX-G wurden bereits ent- scheidende technologische Grundlagen dafür geschaffen – elek- trochrome Folien im Labormaßstab, die nun im Hinblick auf eine industrielle Fertigung weiterentwickelt werden sollen. „Die schaltbaren Folien können signifikant zur Senkung des Ge- samtenergiedurchlassgrades der Fenster, dem so genannten g- Wert, und damit des Energiebedarfs des Gebäudes beitragen“, erklärt Dr. Cindy Steiner, Projektkoordinatorin am Fraunhofer 32 Folienextrusion – Aus der Forschung Extrusion 5/2023 FEP. „Uns ist es bei diesem Projekt ein großes Anliegen, die Er- gebnisse des Projektes in realer Umgebung zu demonstrieren und hierfür junge Menschen mit einbeziehen zu können – Schü- ler einer Dresdner Schule, die auch im Unterricht von der Arbeit profitieren sollen.“ Das Hauptziel des Projektes ist die Erforschung geeigneter Sys- temdesigns und Fertigungstechnologien für großflächige elek- trochrome Folien zur Verarbeitung direkt auf der Baustelle. Außerdem sollen robuste Verfahren für eine „einfache“ Appli- kation dieser Folien auf Fenster und Fassaden vor Ort in Be- standsgebäuden entwickelt werden. Für die Demonstration und das Monitoring ist geplant, die Nach- rüstfolien an einem Bestandsgebäude, der 46. Oberschule Dres- den, sowie im Neubau eines Labor- und Technikumsgebäudes des Fraunhofer FEP zu integrieren. Zusätzlich werden die Fraun- hofer-Institute FEP und ISC Unterrichtsmaterialien für naturwis- senschaftliche Fächer bereitstellen und Orientierungspraktika für Schüler anbieten. Ebenso ist die Einbeziehung in die Messungen Neubau des Labor- und Technikumsgebäudes des Fraunhofer FEP an dessen Südbrücke (rechts) die Nachrüstlösungen des Projektes integriert werden (© Fraunhofer FEP, Fotograf: Finn Hoyer)

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