Extrusion 5-2023

Komplett abfallfrei – Bedruckte Kunststoffe 36 Kreislaufwirtschaft Extrusion 5/2023 Die Projektpartner von „DekoCycle“ entwickelten ein Kreislaufwirtschaftskonzept, um stark bedruckte Stanzgitter abfallfrei aufzubereiten und wiederbedruckbare Kunststoffplatten auf hundertprozentiger Recyclingbasis herzustellen. Das CO 2 -Ein- sparungspotenzial ist enorm. „Abfallfreies Upcycling mit direkter Kreislaufführung ist die Königsklasse des stofflichen Recyclings“, sagt Projektkoordinator Hannes Meier von M2 Consulting. Der Kunststoff-Cluster begleitete das Projekt. I n der Automobilindustrie sind Kunststoffe nicht mehr wegzu- denken. Eigenschaftsvielfalt und das geringe spezifische Ge- wicht sprechen für sich. Die Materialien lassen sich individuell an die jeweilige Bedarfssituation anpassen und erlauben eine hohe Produktvielfalt für die Endkunden. Außerdem sind Kunst- stoffe sehr gut rezyklierbar. Die gesamte Kunststoff-Recycling- branche ist in Europa praktisch flächendeckend etabliert und sorgt mit vielen klein- und mittelständischen Unternehmen über den gesamten Lebenszyklus für hohe lokale Wertschöpfung. Spezifische Anforderungen Burg Design ist führender Hersteller für individuelle Dekore im Bereich Automotive Interieur und Exterieur Design und einer der Partner im Kooperationsprojekt „DekoCycle“. Der Spezialist ver- edelt, thermoverformt, fräst und hinterspritzt Kunststoffplatten aus PC (Polycarbonat) und ABS (Acrylnitril-Butadien-Styrol- Copolymer) im Siebdruckverfahren. Dabei entstehen hochwer- tige und funktionelle PMD-Bauteile (Print Mould Design), die weltweit an namhafte Automobilhersteller ge- liefert werden. Die ex- trem hohen Spezifika- tionsanforderungen an diese Bauteile waren bis- her nur mit Neuware- Kunststoffen als Platten- ware zu erfüllen. Auf Recyclingbasis Zusammen mit Burg Design haben Industrietechnik Filzwieser, das Transfercenter für Kunststofftechnik (TCKT) und die M2 Consulting ein Kreislaufwirtschaftskonzept erarbeitet, um stark bedruckte Stanzgitter abfallfrei aufzubereiten und wiederbe- druckbare Kunststoffplatten auf hundertprozentiger Recycling- basis herzustellen. „Die qualitativ hochwertige Verarbeitung stand für uns im Mittelpunkt. Daher haben wir evaluiert, ob das recycelte Material die vorgegebenen Spezifikationen – wie Me- chanik, Oberflächengüte und Geruchsbildung – erfüllt bzw. ob nachhaltige Kompromisse im Sinne von Design4Recycling dar- stellbar wären“, beschreibt Projektkoordinator Hannes Meier vom Beratungsunternehmen M2 Consulting. Ökologischer Fußabdruck Bis dato wurden pro Jahr mehrere hundert Tonnen an abfallen- den Stanzgittern mangels stofflicher Verwertbarkeit thermisch entsorgt. Geht man im Fall einer Verbrennung von einer durch- schnittlichen CO 2 -Entwicklung von 2,5 kg CO 2 pro kg Kunst- stoff aus, trägt diese Entsorgungsroute bereits ein Drittel zum Product Carbon Footprint der fertigen Dekorteile bei. Mehr als die Hälfte dieser Kennzahl ist auf das Verwenden von Kunststoff- Neuware zurückzuführen. Um künftig eine CO 2 -neutrale Pro- duktion mit minimal notwendigen Zertifikatszukäufen zu erreichen sowie maximal zu den im EU Green Deal verankerten Recyclingquoten beizutragen, soll eine möglichst abfallfreie Kreislaufführung unter Einbeziehung von lokalen Partnern ent- lang der gesamten Wertschöpfungskette erreicht werden. Mit Additivierungen zum Erfolg Die Versuche am Labor-Compounder beim F&E-Partner TCKT zeigten schnell, dass die bedruckten Stanzgitter ohne weitere DekoCycle-Bauteil in matt und glänzend aus 100 % PCR PC (©Burg Design GmbH) Der Kunststoffspezialist Filzwieser war Teil des erfolgreichen DekoCycle-Projektteams (©Filzwieser)

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