Extrusion 6-2023

14 Branche Intern Extrusion 6/2023 ➠ PlasticsEurope Deutschland e. V. plasticseurope.org Der Gaspreis war zwischenzeitlich im Au- gust fast dreimal so hoch wie vor Kriegs- beginn im Februar. Seit September 2022 sinkt der Gaspreis in Europa wieder. Für das Jahr 2023 rechnen die Kunststoffher- steller zwar mit einer leichten Erholung des Geschäftsverlaufs. Trotz der Erholung ist das Produktionsniveau aus dem Jahr 2022 jedoch noch in weiter Ferne und man rechnet 2023 mit einem Rückgang der Produktion von Kunststoffen in Pri- märform von 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Düssel, zeigte sich besorgt: „Die deutsche Kunststoffindustrie kann die Krise nur überstehen, wenn wir die hohen Energiepreise, die ein klarer Stand- ortnachteil sind, schnellstmöglich in den Griff bekommen. Wie sich der Industrie- standort Deutschland im internationalen Wettbewerb behaupten kann, hängt stark vom Schulterschluss von Politik und Wirtschaft ab. Damit wir in Deutschland 2045 klimaneutral und vollständig zirku- lär arbeiten können, müssen wir jetzt richtungsweisende Investitionen tätigen. Diese werden aber nur erfolgen, wenn die Politik die entsprechenden Rahmen- bedingungen schafft.“ Carolina Hupfer, Geschäftsführerin für Wirtschaft und Zentrale Aufgaben bei PED, präsentierte eine Umfrage der Mit- gliedsunternehmen, um die Wettbe- werbsfähigkeit des Standorts Deutsch- land einzuschätzen. „Die drei größten In- vestitions-Hindernisse sehen unsere Mit- glieder in den hohen Energiepreisen, bürokratischen und langsamen Genehmi- gungsverfahren, beispielsweise für Indus- trieanlagen, sowie dem demografischen n Bereits im Mai präsentierte PlasticsEu- rope Deutschland seinen jährlichen Be- richt zur aktuellen Wirtschaftslage der Kunststoffindustrie in Deutschland. Hohe Importkosten für Erdgas führten im Ge- schäftsjahr 2022 zu steigenden Preisen und einem deutlichen Rückgang der Pro- duktion. Die hohen Energiepreise sowie fehlendes Tempo beim Ausbau der er- neuerbaren Energien und bei Genehmi- gungsprozessen bewerten deutsche Kunststoffhersteller dabei zunehmend als Standortnachteil. Um international wett- bewerbsfähig zu bleiben, brauchen die Hersteller große Mengen an bezahlbarem Strom aus erneuerbaren Energien, einen wettbewerbsfähigen Industriestrompreis für die Übergangsphase sowie zügigere Genehmigungsverfahren. Ralf Düssel, Vorstandsvorsitzender von PlasticsEurope Deutschland (PED), ging zunächst auf das abgelaufene Geschäfts- jahr ein: Anfang 2022 verzeichneten die Kunststofferzeuger noch eine gute Auf- tragslage, trotz anhaltender Probleme in den Lieferketten und hoher Rohstoff- preise. Die Aufhebung der Corona-Be- schränkungen belebten den Konsum und die Branche hoffte auf weitere Aufholef- fekte. Der Überfall Russlands auf die Ukraine am 24. Februar traf die Industrie jedoch hart. Die dadurch gestiegenen Im- portkosten für Erdgas und Rohstoffe führ- ten zu einem Rückgang der Produktion von -9,6 Prozent und signifikant gestie- genen Erzeugerpreisen von +23,6 Pro- zent. Auch der Außenhandel entwickelte sich 2022 rückläufig (Import: -5,7 Pro- zent; Export: -11,2 Prozent). Kunststoffindustrie fordert mehr Tempo bei der Transformation Wandel und dem dadurch drohenden Fachkräftemangel.” „Die Arbeit der Bundesregierung in der jetzigen Legislaturperiode ist absolut ent- scheidend für die Zukunft unserer Indus- trie in Deutschland und Europa“, so PED-Geschäftsführer Ingemar Bühler. „Konkret heißt das, wir brauchen erstens die zügige Einführung eines Industrie- strompreises, zweitens eine signifikante Beschleunigung der Antrags- und Geneh- migungsverfahren für den Neubau und die Sanierung von Industrieanlagen sowie drittens ein klares Bekenntnis zu Indus- trie- und Technologieoffenheit in der na- tionalen Kreislaufwirtschaftsstrategie.“ Bühler betonte: „Die Transformation zur Kreislaufwirtschaft ist unsere Chance, den wachsenden Bedarf an Kunststoffen in allen Lebensbereichen zu bedienen, uns gleichzeitig vom Verbrauch fossiler Res- sourcen zu entkoppeln und damit unsere Umwelt zu schützen. Mit dem Experten- papier ‚KreislaufwirtschaftPLUS‘ haben wir nun auch einen konkreten Plan zur Hand, wie wir die Transformation zur kli- maneutralen Kreislaufwirtschaft umset- zen können. Mit den richtigen Weichen- stellungen in der Industriepolitik kann Deutschland hierbei eine führende Rolle übernehmen. Die Ampel-Koalition hat unsere Herausforderungen bereits in ihrem Koalitionsvertrag benannt. Jetzt ist die Bundesregierung gefragt, den Fort- schritt aktiv zu gestalten – und zügig für mehr Tempo bei der Transformation zu sorgen.“ Ralf Düssel (Alle Bilder: ©Plastics Europe Deutschland) Ingemar Bühler Carolina Hupfer

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