Extrusion 8-2017

57 Extrusion 8/2017 Umdenken ist auf verschiedene Faktoren zurückzuführen, etwa auf CO 2 -Einsparungsmöglichkeiten oder auch die Maßnahmen der EU beim Thema Kreislaufwirtschaft. Politischer Druck ist wichtig, sagen Sie. Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit, sozusagen als öffentlicher Druck? Hackl : Das ist ein Druck, der sich in den letzten Jahren stark er- höht hat. Das liegt auch an den Bildern von Plastikmüll im Wald oder auf den Meeren. Der Kunststoff hat dadurch in der Bevöl- kerung ein negatives Image bekommen. Hier ist die gesamte Kunststoffindustrie gefordert, Maßnahmen zu ergreifen oder vorzuschlagen, um aktiv das Image von Kunststoff zu verbes- sern. Es wird immer vergessen, welchen Nutzen er für unsere Gesellschaft hat. Man denke nur an die Medizintechnik, leich- tere Autos dank Kunststoff-Teilen oder die hygienischere Ver- packung von Lebensmitteln. Wir hätten unseren hohen Lebens- standard nicht, wenn wir den Kunststoff nicht hätten. Hat die Kunststoffindustrie schon alle Technologien, um den Kreislauf komplett zu schließen? Hackl : Das zu behaupten, wäre vermessen. Aber mit den Tech- nologien, die heute schon am Markt existieren, könnte man den Kreislauf schon viel mehr schließen. Man bräuchte keine neuen Technologien, um doppelt oder drei Mal so viel Regranu- lat zu produzieren. Andererseits bedeutet dies für uns natürlich keinen Entwicklungsstopp. Vor drei oder vier Jahren konnte man sich noch nicht vorstellen, dass man Rezyklat in einer sol- chen Qualität herstellen kann, dass man es fast wie Neuware einsetzen kann. Heute ist das schon Stand der Technik. Welche Marktchancen ergeben sich daraus? Hackl : Es gibt Marktchancen für alle Beteiligten. Nicht nur für die Recyclingindustrie, sondern für die gesamte Kunststoffin- dustrie. Denn ich bin überzeugt, dass ein geschlossener Kreis- lauf dem Kunststoff-Image einen positiven Schub bringt. Wie wichtig ist ein recyclingorientiertes Produktdesign? Hackl : Das ist sehr sinnvoll. Die PET-Flasche ist auch hier ein Vorzeigeprodukt. Man hat dort zum Beispiel die schwer zu re- cycelnden Klebstoffe und Etiketten gegen solche ersetzt, mit denen das einfacher ist. Solche guten Ansätze sollten Nachah- mer in anderen Bereichen finden. Wichtig ist bei allem nur, dass die Funktionalität nicht verloren geht. Wem nützt es etwas, wenn eine Folienverpackung ein Lebensmittel nicht mehr hin- reichend schützen kann, sie aber sehr gut zu recyceln wäre. Aber ich sehe vielversprechende Ansätze. Es gibt schon Neuwa- rehersteller, die ein Produkt nicht mehr mit einer Multi-Layer- Schicht, sondern mit einer viel leichter zu recycelnden Single- Layer-Schicht herstellen. Bei Beibehaltung der vollen Funktion, versteht sich. Erema beteiligt sich am Ceflex-Projekt. Was versprechen Sie sich davon? Hackl : Ceflex ist ein Konsortium aus europäischen Unterneh- men der Kunststoffindustrie, die alle aus dem Bereich der flexi- blen Verpackung kommen. Es sind Rohwarehersteller dabei, Verarbeiter, Endkunden und Recycler. Ziel ist es zu zeigen, dass Rezyklat Endprodukt: Recycelte Stabilo-Stifte (Bild: Stabilo) VDMA Kunststoff- und Gummimaschinen plastics.vdma.org EREMA Engineering Recycling Maschinen und Anlagen Ges.m.b.H. Unterfeldstr. 3, 4052 Ansfelden, Austria www.erema.com der Produktkreislauf auch bei flexiblen Verpackungen, wie mit Folie, möglich ist. Selbst einige in unserer Industrie glauben noch, man könne alle möglichen Kunststoffe recyceln, Folien aber nicht. Das stimmt nicht. Wir wollen zeigen, was schon geht, und wir wollen uns gemeinsam weiterentwickeln. Auch mit diesem Projekt möchten wir das Image von Kunststoff wei- ter verbessern. Wir könnten hier als europäische Industrie ge- meinschaftlich zeigen, wie man im Kunststoff den Kreislauf schließt. Wir können Innovationen in der Kunststoffindustrie weiter vorantreiben.

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