Segen und Risiken – Röntgenstrahlung
Vielfältige Einsatzgebiete der ionisierenden Strahlung
Die Sonne macht mit ihrer moderaten Strah-
lung alles Leben auf der Erde möglich.
Menschen sollten sich ihrer Strahlung jedoch
nicht beliebig lange ungeschützt aussetzen.
Röntgenstrahlung
Röntgenstrahlen, deren Spektrum dort
beginnt, wo die harte UV-Strahlung in
ultraharte UV-Strahlung übergeht, ha-
ben sich in vielen Bereichen, besonders
in der medizinischen Diagnostik und der
Krebstherapie als segensreiches Instru-
ment erwiesen. Auch im industriellen Be-
reich findet die Röntgenstrahlung seit
Jahrzehnten nicht mehr wegzudenken-
de, nützliche Anwendungen.
Während die Energie des UV-Strahlungs-
anteils des Sonnenlichts nur eine geringe
Eindringtiefe in die Haut eines Menschen
aufweist, sind Röntgenstrahlen in der La-
ge das Gewebe vollständig zu durchdrin-
gen. In beiden Fällen können Schäden in
den Zellen der Haut beziehungsweise
des Körpers entstehen, die auch das Risi-
ko einer malignen Veränderung von Zel-
len zur Folge haben kann. Prinzipiell kön-
nen die Substanzen einer Körperzelle
hierbei geschädigt werden, letztendlich
sind jedoch nur Schäden der Erbsubstanz
(DNA) von praktischer Bedeutung.
Einzel- und Doppelstrangbrüche der
DNA entstehen nicht nur durch Röntgen-
strahlung. Heute wird allgemein zuge-
stimmt, dass im Stoffwechsel der Zelle
produzierte Sauerstoffradikale ständig
DNA-Veränderungen verursachen. Mit
modernen Methoden wurde festgestellt,
dass pro Zelle täglich zwischen 0,1 und
etwa 5 DNA-Doppelstrangbrüche entste-
hen, wobei mit fortschreitendem Alter
die Zahl zunimmt. 99,9 Prozent dieser
Schäden werden durch körpereigene Re-
paraturmechanismen in den Zellen besei-
tigt. Gelingt das nicht, wird diese abge-
baut und durch eine neue Zelle ersetzt.
Nachweis von Strahlenschäden
Expositionen gegenüber ionisierender
Strahlung bergen ein relatives Risiko. Die
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Messtechnik
Extrusion 4/2016
DNA-Doppelstrangbruch
biologische Dosimetrie ist heute eine in-
ternational anerkannte Methode, um
nach einer vermuteten übermäßigen
Strahlenbelastung die Dosis abzuschät-
zen. Dafür werden bestimmte biologi-
sche „Marker“ verwendet, die in be-
strahlten Zellen wie Fingerabdrücke
nachgewiesen werden können.
Sicherheit im Umgang mit Röntgen-
vorrichtungen
So wie Bekleidung vor ultravioletten
Strahlen des Sonnenlichts schützt, so las-
sen sich auch Röntgenstrahlen durch ge-
eignete Materialien abschirmen. Beson-
ders geeignet sind Materialien mit soge-
nannter hoher Kernladungszahl. Von
praktischer Bedeutung sind in diesem
Zusammenhang Stahl, Kupfer und Blei.
Mit solchen Materialien lassen sich Rönt-
genstrahlungen mittlerer Energie, wie sie
in der industriellen Messtechnik zur An-
wendung kommen, soweit abschwä-
chen, dass außerhalb eines solchen Ge-
rätes die ohnehin allgegenwärtige Um-
gebungsstrahlung nicht oder nur gering
erhöht wird.
Anders als bei radioaktiven Isotopen, de-
ren Strahlung lediglich abgeschirmt, aber
nicht abgeschaltet werden kann, ist die
Strahlung eines Röntgengerätes ab-
schaltbar. Ohne die Anodenspannung für
die Röntgenröhre kann keine Röntgen-
strahlung erzeugt werden. Auch kann die
Röntgenstrahlung keine Radioaktivität in
den bestrahlten Materialien verursachen,
die Energie der Röntgenstrahlung ist zu
gering, um strahlende, radioaktive Isoto-
pen zu erzeugen. Selbst die Röntgenröh-
re ist nach Abschaltung der Anodenspan-
nung absolut strahlungsfrei und kann
deshalb, wie auch die inneren Bauele-
mente eines Röntgengerätes, ganz unbe-
sorgt gehandhabt werden.
Schutz ist besonders im Hinblick auf die nicht
sichtbaren, harten ultravioletten Strahlen des
Sonnenlichtes und dem Risiko möglicher Haut-
veränderungen nötig.