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Extrusion 6/2016

Nach Abschluss meines Studiums und der Tätigkeit bei Loewe

Opta wurde ich bei Mobil Oil Deutschland als beratender Inge-

nieur verpflichtet. 1964 wechselte ich zur Maschinenfabrik Paul

Leistritz in Nürnberg und begann dort mit dem Aufbau eines

neuen Produktbereiches Extrusionstechnik. Das bedeutete, ich

begann bei „null“ mit der Entwicklung, Produktion und Ver-

trieb von Ein- und Doppelschneckenextrudern.

Bei der Firma Leistritz haben Sie die Compoundier-

Technologie kennen gelernt – eine Technologie, mit der

Sie beinahe Ihr ganzes Leben lang verbunden sind.

Tenner

: Mit dem Eintritt in die Firma Leistritz begann für mich

das Thema „Kunststoff und Kunststoffverarbeitung“, einer

neuen und für mich schwierigen Dimension. Gleichzeitig be-

gann damit auch die Kontaktaufnahme mit dem Thema

Masterbatch. Auf der Suche nach geeigneten Einsatzgebieten

für die bei Leistritz entwickelten und hergestellten Doppel-

schneckenextruder entdeckten wir den Bereich Masterbatch.

Für die Herstellung von hochwertigen Masterbaches waren

Maschinen erforderlich, die eine hohe Dispergierqualität bei au-

ßergewöhnlicher Mischqualität ermöglichen. Zu dieser Zeit

standen uns nur Kenntnisse über gegenläufige Doppelschne-

ckenextruder zur Verfügung, da die für diese Aufgabe besser

geeigneten gleichläufigen Extruder noch patentrechtlich ge-

schützt waren.

Durch geeignete Schneckenkonfigurationen und Entwickelung

von Misch- und Homogenisierelementen gelang es uns, auch

gegenläufige Doppelschneckenextruder erfolgreich für diese

Aufgabe einzusetzen. Eine komplette Anlage bestand wie

Bild 1

zeigt aus einem Vormischer, dem Extruder mit Dosierung,

einem Siebwechsler für die Abscheidung von Grobteilchen, die

entweder als Fremdkörper oder durch die verwendeten pulver-

förmigen Pigmente vorhanden waren.

Nach dem Granulierdüsenkopf folgen Strangkühlwanne mit

Strangtrocknung, Granulator, Klassierung und Zwischensilo.

Derartige Anlagen wurden in einem Leistungsbereich zwischen

30 und 300 kg pro Stunde eingesetzt.

Ist kein Feinmahlgut für das Polymer vorhanden, muss ein Teil

des gesamten Polymeranteils, zum Beispiel 50 Prozent, über ei-

ne Feinmahlanlage zu einer Korngröße von circa 50 µm zerklei-

nert werden. In Verbindung mit dem nichtzerkleinerten Poly-

mer kann diese Mischung als Ausgangsmaterial mit gutem Er-

folg verwendet werden.

In der Anfangsphase der Masterbatch-Fertigung wurden vor-

zugsweise einfache Farben wie schwarz, weiß, grün etc. herge-

stellt. Aber die Welt wurde immer bunter und die Anzahl der

geforderten Farbeinstellungen wuchs rasant. Für die Herstel-

lung dieser vielfach in kleineren Chargengrößen benötigten

Konzentraten werden häufig Anlagen gemäß

Bild 2

eingesetzt.

Der Vorteil dieser Maschine liegt bei ihrer universellen Ver-

wendbarkeit, das heißt hier können Schneckenkonfigurationen

Zylinderaufbau und andere Parameter der Aufgabe angepasst

werden. Neben der geringen Investitionskosten einer derarti-

gen Maschine ist ein weiterer Vorteil durch diese Art der ver-

wendeten Baukastenschnecke und -zylinder die schnelle Um-

rüstbarkeit auf geänderte Verarbeitungsparameter bzw. -mate-

rialien. Deshalb hat auch dieser Labordoppelschneckenextruder

bzw. Compounder, wie er in Zwischenzeit bezeichnet wird, ei-

ne außergewöhnliche umfangreiche Einsatzbreite gefunden.

Neben der Herstellung von Farbmasterbatches können derarti-

ge Anlagen auch für die Herstellung von Additivmasterbatches

aller Art, zum Beispiel Stabilisatorenbatch, Gleitmittelbatch,

Korrosionsschutzbatch etc. hergestellt werden. Im Zuge der

Weiterentwicklung können Batches aller Art mit derartigen An-

lagen hergestellt werden.

Farbmetrische Prüfungen sind relativ aufwendig, so dass oft-

mals eine Kontrolle mittels Prüfstreifen als Alternative dient.

Diese über Einschneckenprüfextruder extrudierten Prüfstreifen

oder Prüffolienmethode ermöglichen einen einfachen und un-

komplizierten Vergleich der erreichten Farbqualität mit dem

Farbwunsch. Ein Detail einer derartigen Anlage zeigt

Bild 3

.

Diese Anlage besteht aus einem Einschneckenprüfextruder, ei-

nem Streifenextrusionswerkzeug und einen Abzugsband.

Bild 2: LAB Stranggranulier-

Anlage

(Quelle: Noris Plastic)

Bild 3: Bandabzug (Quelle: Noris Plastic)